Basel (awp) - Ausgerechnet der ehemalige Pharma-Chef von Novartis, Paul Hudson, hat in Europa eine Welle der Empörung ausgelöst. Hudson, mittlerweile CEO des französischen Sanofi-Konzerns, hatte in einem Interview mit der Nachrichtenagentur Bloomberg erklärt, sein Konzern werde zuerst den USA einen Impfstoff gegen das Coronavirus bereitstellen.

Sanofi hat mit der US-Behörde BARDA eine Vereinbarung, durch die der französische Konzern auf der Suche nach einem Impfstoff gegen das Virus finanzielle Unterstützung erhält. Da die US-Regierung auf diesem Wege die Forschung mitfinanziere, hat sie laut Hudson denn auch "das Recht auf die grösste Vorbestellung".

Dies hat europaweit für einen Aufschrei der Empörung gesorgt. Es ist aber genau Hudson's ehemaliger Chef, Vas Narasimhan, der die ganze Geschichte in einen etwas breiteren Kontext bettet. Wie der Novartis-CEO im Interview mit der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" sagte, seien eine schnelle Produktion und eine faire Verteilung eines möglichen Impfstoffes die beiden grössten Herausforderungen.

"Bei früheren Seuchen wie der Schweinegrippe 2009 hat sich gezeigt, dass immer zuerst die reicheren Länder mit Impfstoffen versorgt wurden, während die ärmeren Länder erst in einer zweiten Welle drankamen", sagte er der Zeitung. So seien während der Schweinegrippe auch in den Vereinigten Staaten Impfstoffe knapp gewesen. "Wenn alles so läuft, wie wir es erhoffen, dürfte es 24 Monate dauern, bis wir einen Impfstoff haben", sagte Narasimhan.

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