Basel (awp) - Bei Novartis bleibt kein Stein auf dem anderen. Laut einem Bericht des "Tagesanzeigers" plant der Konzern nun auch noch die Abspaltung der Generikasparte Sandoz. Das habe Konzernchef Vas Narasimhan an einem Investorentreffen vergangene Woche gesagt. Gegenüber AWP spricht Novartis selbst von Spekulationen, die allenfalls auf Missverständnissen basieren.

Wie das Blatt unter Berufung auf Teilnehmer an dem Investorentreffen schreibt, plant der Konzern die Generikasparte Sandoz in den kommenden zwei Jahren in eine eigenständige Sparte umzubauen. Für diese würden dann alle strategischen Optionen geprüft.

Die Aussage über die strategischen Optionen wiederum würde von Mitarbeitern und Analysten so übersetzt, dass Novartis die Abspaltung der Sparte vorbereite. "Sandoz wird abgespalten, das ist die informelle Information, die wir bekommen", zitiert der Tagi einen Arbeitnehmervertreter. Eine Analystin interpretiert die Ankündigung ähnlich, wie aus dem Bericht hervorgeht.

In einer Stellungnahme von Novartis, die auch AWP vorliegt, erklärt Novartis, dass es Ziel sei, "Sandoz in einen fokussierten und agilen globalen Marktführer für differenzierte, patentfreie Medikamente zu verwandeln." Auf diese Weise werde man auch weiterhin "ein enges Alingment zur Novartis-Strategie sicherstellen, ein fokussiertes Arzneimittelunternehmen zu werden, das sich auf Bereiche mit echtem unerfülltem medizinischen Bedarf konzentriert, und zwar von Markt zu Markt."

Marktteilnehmer reagieren überrascht

Ein Händler zeigte sich gegenüber AWP in einer ersten Reaktion auf den Beitrag überrascht. Es sei nicht neu, dass Novartis immer wieder strategische Überprüfungen mache. Auch dass die Generikasparte dabei immer wieder ein Thema sei, dürfe kaum überraschen.

Denn Tatsache ist, dass die Sparte für Nachahmerprodukte Novartis schon seit einiger Zeit wegen des anhaltenden Preisdrucks Sorgen bereitet. Zuletzt hatte Novartis im September beschlossen, sich von Teilen seines Generika-Portfolios in den USA zu trennen. So veräussert die US-Tochter ihr US-Dermatologiegeschäft sowie das Portfolio mit Generika-Tabletten an die indische Aurobindo Pharma.

Nur wenige Monate zuvor hatte Novartis mitgeteilt, sich nun endgültig von der Augensparte Alcon über einen sogenannten Spin-Off zu trennen. Im Laufe des ersten Halbjahres soll die Sparte als eigenständiges Unternehmen in der Schweiz und den USA kotiert sein.

Strategisch durchaus nachvollziehbar

Strategisch würden Abspaltungspläne für die Generikasparte in die Vision des seit Februar amtierenden Konzernchefs Vas Narasimhan passen. Wiederholt hat er erklärt, den Pharmakonzern auf innovative Medikamente fokussieren zu wollen. Dabei will sich Narasimhan vor allem auf patentgeschützte Pharmazeutika und innovative Ansätze konzentrieren. Die personalisierte Zelltherapie Kymriah ist hierfür ein Beispiel.

Oder auch der Produktkandidat AVXS101 zur Behandlung der spinalen Muskelatrophie, einer schweren Form von Muskelschwund. Wie in Medien zuletzt kolportiert wurde, dürfte der Wert für eine einzige Infusion bei 4 Millionen Franken liegen. Allerdings soll diese einzige Infusion auch zur Genesung ausreichen.

Kommt es zu der Abspaltung der Generikasparte, bliebe letztlich nichts mehr von dem übrig, was Novartis-Gründer Daniel Vasella seinerzeit aufgebaut hatte. So verfolgte Vasella nach der Fusion von Ciba-Geigy zu Novartis vor mehr als 20 Jahren das Ziel, ein breit aufgestelltes Unternehmen zu schaffen. Damit sollte eine zu starke Abhängigkeit vom eher riskanten Pharmageschäft vermieden werden.

hr/tt