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FRANKFURT (dpa-AFX Broker) - Trostpflaster für die seit Jahren leidgeprüften Anleger von Nordex: Übernahmehoffnungen haben die Aktien des Windanlagenbauers am Dienstag auf das höchste Niveau seit Ende September gehievt. Zuletzt zogen die Papiere als klarer Favorit im schwachen Nebenwerte-Index SDax um gut 8 Prozent auf 11 Euro an. Auf lange Sicht jedoch ändert dies nichts an dem trüben Gesamtbild.

Nordex steht womöglich vor einer Übernahme seines Großaktionärs Acciona. Das spanische Unternehmen will den restlichen Aktionären ein Kaufangebot unterbreiten, den Preis erwartet Acciona bei 10,32 Euro je Aktie. Zuvor war der Anteil von Acciona durch die Beteiligung an einer Kapitalerhöhung von Nordex auf mehr als 30 Prozent gestiegen. Bei Überschreiten dieser Schwelle ist per Gesetz ein Übernahmeangebot fällig.

Die 10,32 Euro je Aktie würden dabei lediglich dem gewichteten durchschnittlichen Börsenkurs der letzten drei Monate von Nordex vor Bekanntwerden der Entscheidung über ein Angebot entsprechen. Die Entscheidung Accionas, das Engagement bei Nordex zu verstärken, wird auch von dem zweiten strategischen Aktionär, der Gruppe Skion/Momentum, unterstützt. Skion ist die Beteiligungsgesellschaft der BMW-Erbin Susanne Klatten.

Nordex-Analysten werteten die Nachrichten positiv. Durch die Kapitalerhöhung verbessere sich das Verhältnis der Nettoverschuldung zum operativen Ergebnis, hob der Experte Ajay Patel von der US-Bank Goldman Sachs hervor.

Acciona könne zwar durch eine Übernahme von Nordex seinen Gewinn je Aktie im Jahr 2021 um rund 3 Prozent verbessern, schrieb der Fachmann Fernando Garcia vom Analysehaus RBC. Allerdings bezweifelte Garcia den strategischen Sinn der Transaktion. Seiner Meinung nach wäre es besser, wenn die Spanier ihr Geld in die Installation von Anlagen für erneuerbare Energieproduktion stecken würden. Ein Kauf des deutschen Windanlagenbauers würde zudem seiner Auffassung widersprechen, wonach die Spanier ihre Konzernstruktur vereinfachen sollten.

Auch die Acciona-Anleger sehen die Übernahmeofferte für Nordex offenbar kritisch: An der Börse in Madrid verloren die Aktien fast vier Prozent und fielen damit auf das Niveau von Mitte August zurück.

Nordex schreibt seit längerem Verluste. Das Unternehmen leidet unter dem Preisdruck in der Windbranche sowie höheren Kosten. Die Auftragslage hatte sich zuletzt jedoch wieder deutlich erholt. Das Unternehmen hatte seinen Fokus verstärkt in Wachstumsmärkte gelegt, um unabhängiger vom problematischen deutschen und dem gesättigten europäischen Markt zu werden. Das zusätzliche Eigenkapital soll deshalb helfen, die starke Auftragsdynamik bedienen zu können.

Trotz des Kurssprungs an diesem Dienstag verbreitet der langfristige Chart keine Freude. Die Aktien pendeln aktuell um ihr Kursniveau von 10 Euro, das sich schon im vergangenen Jahr als starker Widerstand erwiesen hat. Vom Rekordhoch bei gut 111 Euro aus dem Juli 2001 sind die Papiere immer noch meilenweit entfernt. Ein Lichtblick ist immerhin die Entwicklung der Aktien seit Jahresbeginn: Während hier ein Plus von 45 Prozent zu Buche steht, hat der SDax in diesem Zeitraum lediglich knapp 14 Prozent gewonnen./la/nas/fba

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