Der bisherige Michelin-Chef Jean-Dominique Senard werde mit sofortiger Wirkung den Verwaltungsratsvorsitz übernehmen, Interimschef Thierry Bollore werde regulärer Vorstandschef, teilte das Unternehmen am Donnerstag mit. Ghosn war am Mittwochabend als Renault-Chef zurückgetreten und so seiner Ablösung durch den Verwaltungsrat zuvorgekommen. Der Manager sitzt seit Mitte November in Tokio in Untersuchungshaft.

Ihm wird finanzielles Fehlverhalten und Untreue beim japanischen Renault-Partner Nissan vorgeworfen, an dessen Spitze er stand. Der 64-Jährige soll seine Einkünfte zu niedrig angegeben haben. Der Manager selbst weist die Vorwürfe zurück. Nissan hatte Ghosn unmittelbar nach seiner Verhaftung als Verwaltungsratschef abgesetzt. Renault hatte gezögert, weil die Gesetzesverstöße noch nicht erwiesen sind. Die französische Regierung machte zuletzt Druck und forderte Ghosns Ablösung. Der Staat ist mit 15 Prozent größter Anteilseigner von Renault.

Ghosn war einst treibende Kraft hinter der Auto-Allianz von Renault, Nissan und Mitsubishi. Seit seiner Verhaftung wankt das Bündnis. Die neue Renault-Spitze soll jetzt die Wogen glätten. "Es ist wichtig, dass diese Allianz extrem stark bleibt", sagte der neue Renault-Verwaltungsratschef Senard. "Es ist unsere Pflicht, gemeinsam weiterzumachen." Zu einem späteren Zeitpunkt soll erneut an einer Änderung der Beteiligungsstruktur gearbeitet werden. Renault besitzt gut 43 Prozent an Nissan, die Japaner wiederum sind mit 15 Prozent an dem französischen Autobauer beteiligt. Nissan begrüßte den Wechsel an der Renault-Spitze und sprach von einem "neuen Kapitel" in der Partnerschaft.