PARIS (dpa-AFX) - Nach dem Rückzug der Fusionsofferte von Fiat Chrysler (FCA) an Renault sieht die französische Seite die Schuld bei dem italienisch-amerikanischen Autobauer. Es habe keinen guten Grund gegeben, das Angebot so überstürzt zurückzuziehen, hieß es in der Nacht zu Donnerstag aus Regierungskreisen. Bereits seit Beginn der Gespräche habe FCA massiven zeitlichen Druck ausgeübt und versucht, die Verhandlungen nach dem Ansatz "take it or leave it" ("nimm es oder lass es bleiben") zu führen. Die französische Seite habe klargemacht, dass sie sich nicht derart unter Druck setzen lasse, so die Kreise.

Der Renault-Verwaltungsrat habe fünf zusätzliche Tage für Beratungen gewollt, erklärte das französische Wirtschaftsministerium von Bruno Le Maire in einer Stellungnahme am Donnerstag. Die ausdrückliche Unterstützung Nissans habe noch ausgestanden. Der Staat habe vier Bedingungen für eine endgültige Einigung zwischen Renault und FCA genannt. Von diesen seien aber nur drei erfüllt gewesen, erklärte das Ministerium. Frankreich hält rund 15 Prozent an der Renault-Gruppe.

FCA hatte sein Angebot in der Nacht zum Donnerstag "mit sofortiger Wirkung" zurückgezogen, nachdem zuvor Renault auf Wunsch des französischen Staates gezögert hatte, das Gesprächsangebot überhaupt anzunehmen. Es sei klar geworden, dass derzeit die politischen Voraussetzungen, damit ein solcher Zusammenschluss erfolgreich sei, in Frankreich nicht gegeben seien, erklärte FCA.

Renault hatte zuvor mitgeteilt, eine Entscheidung über förmliche Fusionsgespräche erneut zu verschieben. Nissan habe angedeutet, sich bei einer Abstimmung Mittwochnacht zu enthalten, erklärten die Regierungskreise. Deshalb habe man den Besuch von Wirtschaftsminister Le Maire in Japan nutzen wollen, um dort erneut mit den Japanern zu sprechen. Es sei letztendlich die volle Entscheidung von FCA gewesen, Renault nicht genügend Bedenkzeit zu geben, so die Kreise./ari/DP/mis