Auf einer außerordentlichen Hauptversammlung stimmten sie am Montag für eine Absetzung des früheren Auto-Managers als Mitglied des Verwaltungsrats. Zugleich zeigten sich die zusammengekommenen Anteilseigner tief besorgt über die sich immer weiter ausdehnenden Untreue-Vorwürfe gegen Ghosn. Konzern-Chef Hiroto Saikawa entschuldigte sich für die Unannehmlichkeiten durch den Skandal und sicherte den Anteilseignern zu, vor seinem Rückzug den Konzern stabilisieren zu wollen. Das Problem könne allerdings nicht über Nacht gelöst werden. Ghosn weist alle Vorwürfe zurück und spricht von einer Verschwörung.

Der im November 2018 erstmals verhaftete Manager war zunächst gegen die Zahlung einer Kaution aus der Untersuchungshaft entlassen, vergangene Woche aber erneut festgenommen worden. Der ungewöhnliche Schritt wurde mit neuen, möglicherweise schwerwiegenderen Vorwürfen begründet. Demnach hat der früher hoch angesehene und als "Kosten-Killer" bekannte Manager mutmaßlich Unternehmensgelder für eigene Zwecke eingesetzt. Zudem soll er jahrelang seine Einkünfte als zu niedrig angegeben haben.

Nissan hatte Ghosn bereits unmittelbar nach seiner ersten Verhaftung als Chef des Verwaltungsrats abgesetzt, formell mussten aber die Aktionäre über sein Ausscheiden aus dem Verwaltungsrat entscheiden. Als Chef des Nissan-Partners Renault war Ghosn zum Jahresanfang zurückgetreten. Der Manager war einst treibende Kraft hinter der Auto-Allianz von Renault, Nissan und Mitsubishi. Nissan-Chef Saikawa sagte, das Unternehmen prüfe, Schadenersatz von Ghosn zu verlangen. Eine Abfindung solle der 64-Jährige nicht erhalten.

GHOSN WILL SICH IN VIDEOBOTSCHAFT ÄUßERN

"Ich kann nicht verstehen, wie das alles passieren konnte, obwohl doch Wirtschaftsprüfer da sind", sagte eine Rentnerin bei dem Aktionärstreffen. Fast 4100 Anteilseigner strömten zu der Versammlung in ein Tokioter Hotel. Zum Auftakt des ersten Treffens seit Ghosns Festnahme entschuldigte sich Nissan-Chef Saikawa und machte zusammen mit dem Führungskräfte-Gremium eine tiefe Verbeugung vor den Anteilseignern. Neben Ghosn setzten diese auch den mitangeklagten Ghosn-Vertrauten Greg Kelly als Verwaltungsratsmitglied ab und wählten wie erwartet den neuen Renault-Verwaltungsratschef Jean-Dominique Senard in das Gremium. Senard unterstrich erneut die Bedeutung der japanisch-französischen Auto-Allianz.

Ghosn will sich nun am Dienstag in einer Videobotschaft an die Medien wenden, wie der Club der Auslandskorrespondenten in Tokio auf seiner Internetseite mitteilte. Ghosn wirft den japanischen Behörden vor, die erneute Festnahme vier Wochen nach seiner Freilassung aus der Untersuchungshaft gegen Kaution sei ein Versuch, ihn mundtot zu machen. Eigentlich wollte Ghosn auf der Pressekonferenz seine Version der Geschichte präsentieren. Diese Möglichkeit werde ihm durch die erneute Inhaftierung verwehrt.