PARIS (awp international) - Gut zwei Monate nach der Inhaftierung von Konzernchef Carlos Ghosn in Japan wird der Verwaltungsrat des französischen Autoherstellers Renault an diesem Donnerstag zusammenkommen. Das Unternehmen in Boulogne-Billancourt bei Paris bestätigte auf Anfrage den Termin, äusserte sich aber nicht zur Tagesordnung.

Der Hersteller will laut übereinstimmenden französischen Medienberichten eine neue Führung einsetzen. Wirtschafts- und Finanzminister Bruno Le Maire hatte bereits in der vergangenen Woche Druck gemacht und mit deutlichen Worten eine Nachfolge gefordert. Es müsse eine neue Etappe geben, wenn Ghosn dauerhaft verhindert sei. Der Staat hat bei Renault viel zu sagen, denn er hält 15 Prozent der Anteile.

Schon länger wird darüber gesprochen, dass Ghosns bisheriger Stellvertreter Thierry Bolloré nun dauerhaft das operative Geschäft des Konzerns leiten soll. Nach diesem Szenario würde der Chef des Reifenherstellers Michelin , Jean-Dominique Senard, den Präsidentenposten im Renault-Verwaltungsrat übernehmen. Mit der neuen Führung würden Ghosns frühere Kompetenzen also auf Bolloré und Senard aufgeteilt.

Der 64-jährige Ghosn war am 19. November in Tokio zusammen mit seiner früheren rechten Hand Greg Kelly wegen Verstosses gegen Börsenauflagen festgenommen und angeklagt worden. Zudem soll er laut Staatsanwaltschaft private Investitionsverluste auf den Renault-Partner Nissan übertragen haben. Bis zu einem Prozess könnten noch Monate vergehen. Vor Gericht hatte der Top-Manager seine Unschuld beteuert.

Renault hatte bereits nach dem Bekanntwerden der Vorwürfe in Japan Bolloré vorläufig die Geschäftsführung übertragen. Der Hersteller stellte danach bei der Bezahlung Ghosns für die Jahre 2017 und 2018 keine Unregelmässigkeiten oder Betrug fest. Weitere Untersuchungen für die Jahre davor laufen aber noch./cb/DP/jha