Der EU-Rat hat sich auf Nominierungen für die Spitzenposten der EU geeinigt. Im EU-Rat hat man sich darauf verständigt, dass der bisherige Regierungschef Belgiens Charles Michel als Ratspräsident den EU-Rat führen wird.

Die anderen Personalien lauten wie folgt:

• Frau Ursula von der Leyen soll an die Spitze der EU-Kommission
• Frau Christine Lagarde ist als EZB Präsidentin vorgeschlagen
• Herr Borrel (noch Außenminister Spanien) soll EU-Außenbeauftragter werden.

Der Ball liegt nach der Nominierung nun im Europäischen Parlament. Die ersten Reaktionen aus dem parlamentarischen Umfeld belegen, dass die Nominierungen nicht nur auf Zustimmung treffen.
Das gilt allen voran, da die großen Parteienblöcke mit Spitzenkandidaten bei der EU-Wahl angetreten sind, die jetzt gerade einmal in der zweiten Reihe aufschlagen (Weber, Timmermanns).
Ob das bezüglich zukünftiger Wahlbeteiligung an Europawahlen Sinn stiftend ist, darf hinterfragt werden. Wie ernst nimmt der EU-Rat das Votum der Menschen, die sich auf Spitzenkandidaten verlassen haben?

Fakt ist, dass die Nominierung der Besetzung der EZB-Spitze mit Frau Lagarde fachlich nicht anzufechten ist. Hier sind die Chancen hoch, dass der Nominierung auch die Berufung folgen wird. Gleiches gilt für den Außenbeauftragten Borrel.
Mehr gibt es von meiner Seite nicht zu sagen.

Der Optimismus, der vom G-20 Treffen abgeleitet wurde, verflüchtigt sich in zarten Ansätzen. Die Statements, die uns aus Washington erreichen, werfen Schatten. Man kann sie auch als Klarstellungen verstanden wissen.

1. Huawei bleibt nach dem Treffen Trump/Xi Jinping auf der Sanktionsliste der USA. Huawei bleibe eine komplizierte Frage, die wohl am Ende gelöst werde, hatte der US-Präsident gesagt. US-Firmen sollten weiter Komponenten an Huawei verkaufen können, sofern es keine Sicherheitsbedenken gebe.

2. Washington widersprach Präsident Erdogan. Sanktionen gegen die Türkei bleiben wegen der S-400 Lieferung auf der US-Agenda (F-35 Lieferung).

Dennoch bleibt die Situation nach dem G-20 Treffen grundsätzlich entspannter als zuvor. Das gilt für die globale Betrachtung. Es gilt nicht für die spezifische Betrachtung USA/EU.
Die EU tut gut daran, schnell handlungsfähig zu werden, da die Eskalation EU/USA im Handelskonflikt vor der Tür steht.
Wir sind in unserem Team gespannt, wie hoch die Sanktionskosten in dieser Runde für die US-Unternehmen und US-Verbraucher ausfallen werden. Je höher, desto unattraktiver wird der Investitionsstandort USA. Harren wir der Dinge.

In Großbritannien wird der „Konjunktur-Blues“ als Folge des Brexit-Dramas ausgeprägter. Nachdem der Einkaufsmanagerindex für das Verarbeitende Gewerbe enttäuschte, ergaben sich aus dem Bausektor gestern prekäre Daten. Der von Markit/CIPS ermittelte Einkaufsmanagerindex für die Baubranche brach von 48,6 auf 43,1 Punkte ein. Die Prognose lag bei 49,3 Zählern. Damit wurde der niedrigste Wert seit 2009 markiert.



© Markit
Wie gestern, erlauben wir uns zu sagen, dass das erst die Anfänge sind. Das ist der Vorgeschmack, was Kleinteiligkeit in einer globalen Welt ökonomisch bedeutet.
 
Datenpotpourri der letzten 24 Handelsstunden:

Eurozone:
Die Erzeugerpreise der Eurozone sanken im Monatsvergleich per Mai um 0,1% (Prognose -0,1%). Im Jahresvergleich stellte sich ein Anstieg um 1,6% nach zuvor 2,6% ein.
Der PMI für den Dienstleistungssektor/Service legte per Juni von 52,8 auf 53,6 Punkte zu (Prognose 52,7).

USA:
Der New York Business Conditions Index stieg per Berichtsmonat Juni von zuvor 48,6 auf 50,0 Punkte.

Rest der Welt: PMIs:
Japan:                           Der PMI (Service) stieg von 51,7 auf 51,9 Punkte.
China:                           Der Caixin PMI (Service) sank von 52,7 auf 52,0 Zähler.
Indien:                          Der Nikkei PMI (Service)fiel von 50,2 auf 49,6 Punkte.
Saudi-Arabien:             Der Composite PMI stieg von 57,3 auf 57,4 Zähler.
UAE:                                 Der Composite PMI sank von 59,4 auf 57,7 Punkte.
Russland:                        Der PMI (Service) verlor von 52,0 auf 49,7 Zähler.
Schweden:                    Der PMI (Service) sank von 53,3 auf 49,9 Punkte.
 
Überwiegend dominierten auf globaler Ebene Molltöne hinsichtlich der Konjunkturlage. Es gab aber auch vereinzelt Sonnenschein, Espana por favor!
 
Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das den Euro gegenüber dem USD favorisiert. Ein Unterschreiten der Unterstützungszone 1.1100 – 30 negiert den positiven Bias des Euros.

Viel Erfolg!

Gastbeitrag von Folker Hellmeyer, Chefanalyst SOLVECON INVEST

www.solvecon-invest.de

Herr Hellmeyer hat am Finanzmarkt ursprünglich als Devisenhändler begonnen. Für Deutsche Bank und Helaba war er in Hamburg, London und Frankfurt tätig. Von 2002 bis 2017 war Herr Hellmeyer Chefanalyst der Bremer Landesbank und hat mit klaren Worten die Entwicklungen an den Börsen und im Finanzmarkt­geschehen kommentiert.