TOKIO (dpa-AFX) - Die Corona-Krise hat in Japan eine Diskussion über neue Arbeitsstile bewirkt. Dazu gehört das Arbeiten im Homeoffice, was während des inzwischen aufgehobenen Notstands auch in der Nummer Drei der Weltwirtschaft vermehrt eingesetzt wurde. Doch dies habe nicht nur praktische Aspekte, sondern berge auch das Risiko von Belästigungen am heimischen Arbeitsplatz, wie das führende japanische Wirtschaftsblatt "Nikkei" am Montag unter Berufung auf Experten berichtete. Zu häufige Kontaktaufnahmen durch Chefs aus Zweifel, ob Mitarbeiter auch wirklich zu Hause arbeiten, könnten zum Beispiel bei den Betroffenen das Gefühl ständiger Überwachung schaffen, hieß es.

Schriftliche Anweisungen per email könnten zudem als harscher Befehlston empfunden werden. Bei Videokonferenzen von zu Hause bestehe zudem die Furcht vor einer Verletzung der Privatsphäre durch Vorgesetzte und Kollegen, hieß es. Experten sprechen daher bereits von "remote harassment" und plädieren für klare Verhaltensregeln.

Japan will als Lehre aus der Corona-Krise die Digitalisierung vorantreiben. So will die Regierung das Arbeiten im Homeoffice fördern. Japan hinkt ungeachtet seines Rufes als Hochtechnologieland in Sachen Digitalisierung deutlich hinter anderen Ländern hinterher. Unzählige Japaner mussten trotz Notstands auch deswegen ins Büro, weil Japans Verwaltungsvorschriften verlangen, dass Dokumente einen "hanko" (Stempel) tragen. Volkswirte rechnen denn auch in Japan mit einem Riesensprung in Richtung Digitalisierung und neue Arbeitsstile./ln/DP/fba