Vevey (awp) - Nestlé ist im vergangenen Geschäftsjahr 2016 unter den Markterwartungen gewachsen und hat auch weniger verdient als von Analysten geschätzt. Die Dividende soll aber wiederum leicht erhöht werden. Für 2017 geht die Gruppe von einem organischen Wachstum von 2-4% und einer stabilen operativen Marge aus. Die bereits laufende Restrukturierung soll beschleunigt werden.

Das organisches Wachstum lag im Berichtsjahr bei 3,2% und fiel damit noch deutlich tiefer aus als 2015 (4,2%). Der weltgrösste Nahrungsmittel-Konzern blieb damit - wie allerdings erwartet - bereits zum vierten Mal in Folge unter dem früheren Langfristziel von 5 bis 6% (gemäss Nestlé-Modell).

Das Wachstum 2016 setzte sich zusammen aus dem interne Realwachstum (RIG) von 2,4% und Preisanpassungen von 0,8%, wie der weltgrösste Nahrungsmittelkonzern am Donnerstag in Vevey mitteilte. Der Gesamt-Umsatz erreichte 89,5 Mrd CHF (+0,8%), wobei sich die Wechselkurse per Saldo mit -1,6% und Zu-/Verkäufe mit -0,8% auswirkten. Das organische Wachstum hat sich damit im vierten Quartal mit +2,9% wieder etwas verlangsamt.

WIEDERUM HÖHERE DIVIDENDE

Die operative Gewinnmarge der Gruppe stieg im vergangenen Jahr um 20 Basispunkte (BP) auf 15,3%, zu konstanten Wechselkursen waren es +30 BP. Der Betriebsgewinn selbst wird mit 13,7 Mrd CHF ausgewiesen, der Reingewinn mit 8,5 Mrd CHF. Letzterer wurde laut Mitteilung von mehreren Posten beeinträchtigt, hauptsächlich von einer einmaligen, nicht liquiditätswirksamen Anpassung der latenten Steuern.

Der Verwaltungsrat hält an seiner Politik der kontinuierlichen Dividendenerhöhung fest und schlägt eine Erhöhung um 5 Rappen auf 2,30 CHF pro Aktie vor.

Mit den vorgelegten Zahlen wurden die Schätzungen der Analysten (AWP-Konsens) nicht erreicht. Der AWP-Konsens lag für das organische Wachstum bei +3,4% (RIG +2,4%), für die operative Marge bei 15,4% und für den Reingewinn bei 9,3 Mrd. Der Umsatz wurde auf 89,7 Mrd CHF geschätzt.

Das organische Wachstum sei breit abgestützt gewesen in allen Regionen, mit 4,5% in Nord- und Südamerika, 1,9% in Europa etc. (EMENA) und 2,8% in Asien, Ozeanien und Afrika (AOA). Das Geschäft in den Industrieländern wuchs um 1,7%, dasjenige in den aufstrebenden Märkten legte um 5,3%.

Eine Baustelle bleibt dabei China. Der zweistellige Rückgang bei Yinlu (Reisbrei etc.) habe das Wachstum insgesamt beeinträchtigt, schreibt der Konzern. Mehrere Initiativen zum Turnaround des Geschäfts seien im Gange, so dass man im Jahr 2017 eine Stabilisierung erwarte. In Indien, wo Nestlé 2015 wegen der vermeintlich mit Blei vergifteten Maggi-Nudeln einen schweren Rückschlag hinnehmen musste, habe man weitere Marktanteile zurückgewonnen.

AUSBLICK VERHALTEN - 2020 WIEDER MEHR WACHSTUM

Der neu CEO Ulf Schneider wird in der Mitteilung folgendermassen zitiert: "Unser organisches Wachstum für 2016 lag am oberen Ende der Branche, doch am unteren Ende unserer Erwartungen. Wir verzeichneten eine solide Verbesserung der operativen Ergebnismarge und unser Geldfluss stieg erheblich."

Im Jahr 2017 erwarte man ein organisches Wachstum zwischen 2% und 4%, wobei sich die Preisanpassungen weiter verbessern sollten, wie es heisst. Um die künftige Profitabilität zu steigern, plane man eine "beträchtliche Erhöhung" der Restrukturierungskosten. Diese sollen dieses Jahr rund 500 Mio CHF betragen, nach 300 Mio im vergangenen Jahr. Infolgedessen geht Nestlé von einer stabilen operativen Ergebnismarge bei konstanten Wechselkursen aus. Zudem erwarte man eine Steigerung des nachhaltigen Gewinns je Aktie bei konstanten Wechselkursen und der Kapitaleffizienz.

Nestlé investiere weiterhin in zukünftiges Wachstum sowie operative Effizienz. Bis 2020 sollen so ein mittleres einstelliges organisches Wachstum sowie erhebliche strukturelle Kosteneinsparungen erreicht werden. "Das organische Wachstum ist für uns eine wichtige Grösse - und darum wollen wir das beibehalten", sagte der neue CEO Mark Schneider am Donnerstag vor Journalisten. Das Management strebt ausserdem strukturelle Kosteneinsparungen von mindestens 200 Basispunkten an, die zum Teil aber wieder reinvestiert würden, um das organische Wachstum zu verbessern.

NEUE VERWALTUNGSRÄTE

Änderung gibt es zudem im Verwaltungsrat. Ursula M. Burns, Präsidentin des Verwaltungsrats der Xerox Corporation seit 2010 und deren Chief Executive Officer von 2009 bis 2016, soll in das Gremium gewählt werden. Ebenfalls in den Verwaltungsrat soll bekanntlich der neue CEO Schneider gewählt werden.

Die heutigen News werden nicht allzu gut aufgenommen. Die Nestlé-Aktie wird jedenfalls im Handel von Julius Bär um 08.30 Uhr 2,3% tiefer gestellt.

uh/gab