Bern (awp) - Die Aktien von Nestlé stehen am Donnerstag im frühen Handel stärker unter Druck. Der weltgrösste Nahrungsmittelkonzern hat die Wachstumsschätzungen von Analysten knapp verfehlt, zudem hat er die Wachstumsziele etwas nach hinten geschoben. Vor allem letzteres dürfte den Kursrückgang bewirken.

Die Nestlé-Aktien verlieren um 09.35 Uhr 1,9 Prozent auf 105,06 Franken, im bisherigen Tief waren es gar 104,52. Entsprechend wird auch der Gesamtmarkt (SMI -0,3%) etwas ins Minus gedrückt. Das Nestlé-Papier hatte sich bereits am Vortag im Hinblick auf die Zahlen um 1,3 Prozent abgeschwächt, so dass auf dem jetzigen Niveau nur noch ein leichtes Plus zum Schlusskurs von 2019 (104,78) bleibt.

Das organische Wachstum hat sich im vierten Quartal auf 3,0 von zuvor 3,7 bzw. 3,9 Prozent abgeschwächt. Analysten hatten zwar einen Rückgang erwartet, allerdings lediglich auf 3,3 Prozent. Zudem geht der Konzern nicht wie bisher davon aus, dass er 2020 ein mittleres einstelliges Wachstum erreichen kann, sondern sieht für 2020 lediglich eine Beschleunigung gegenüber 2019 (3,5%) vor. Erst in den Jahren danach (2021/22) sei der Wert zu erreichen, meinte Nestlé.

Die 2020er-Guidance sei sicher ein Thema bei Investoren, heisst es denn auch bei Goldman Sachs. Vor allem die Frage, wie Nestlé sein Wachstum auf über 4 Prozent beschleunigen könne, dürfte diskutiert werden. Insbesondere könnte aber der Analysten-Konsens für das Wachstum im 2020 etwas zurückkommen, glauben die Analysten der US-Bank. Die Margen-Guidance sei ausserdem etwas vage, bemängeln sie, nachdem der Konzern die Zielbandbreite bereits ein Jahr früher als geplant erreicht habe.

Gemäss ZKB liegen die Zahlen "durchs Band etwas unter den Erwartungen und enttäuschen auch von der Qualität her etwas mit einer stagnierenden Bruttogewinnmarge". Nur zwei der vier Wachstumsbereiche seien im Gesamtjahr überdurchschnittlich gewachsen (Nutrition, Heimtiernahrung), der Kaffee und der Wasserbereich hingegen hätten enttäuscht. Positives Highlight sei einzig die Dividendenerhöhung um 10 Prozent, heisst es.

Viele Verbesserungen

Grundsätzlich wird die Leistung von CEO Schneider in Analysten-Kreisen aber anerkannt. Der zuständige Analyst der Bank Vontobel schreibt in seinem Kommentar: "Investoren könnten sich heute auf das etwas niedrigere organische Wachstum (...) konzentrieren. Wir würden lieber die (...) Verbesserungen im letzten Jahr hervorheben. Alle Projekte sind auf Kurs."

Dies sei immer noch eine sehr robuste Leistung mit einem starken Wachstum in den entwickelten Markten und einer verbesserten Preisgestaltung, heisst es auch bei der britischen Barclays-Bank. Erwähnt wird dabei auch das zweistellige EPS-Wachstum oder das Wachstum das freien Cashflows. Auch bei der US-Bank JP Morgan ist von einem "soliden" vierten Quartal die Rede. Der Wachstums-Ausblick wird als "zielführend" (constructive) bezeichnet.

Gewisse Marktteilnehmer sind denn nicht allzu überrascht, dass Nestlé das Wachstumsziel nach hinten schieben musste. Viele Analysten würden das in ihren Schätzungen bereits einberechnen, heisst es etwa. So liegt der Analysten-Konsens für das Gesamtjahr 2020 lediglich bei 3,9 Prozent. Aber es sei natürlich immer eine Enttäuschung, wenn Ziele nicht erreicht würden. Zudem habe die Aktie in der zweiten Januar-Hälfte einen guten Lauf gehabt. Die eher schwächere Performance der Aktie dürfte anhalten, solange die Aktienmärkte sich nach oben bewegten.

Eine Medienkonferenz läuft seit 9 Uhr, eine Analystenkonferenz ist für 14 Uhr angesagt.

uh/kw