Das um Sondereffekte bereinigte Umsatzplus des weltgrößten Nahrungsmittelherstellers lag in den ersten neun Monaten 2019 bei 3,7 Prozent. Das ist deutlich mehr als in den vergangenen drei Jahren - und bringt Schneider in Reichweite zu den angestrebten rund fünf Prozent im Jahr 2020. In absoluten Zahlen legte der Umsatz nach neun Monaten um 2,9 Prozent auf 68,4 Milliarden Franken zu. "Wir legen ein solides drittes Quartal vor. Wir entwickeln uns gut", sagte Schneider in einer Telefonkonferenz am Donnerstag.

Allerdings gilt das nicht für alle Sparten des Konzerns mit Marken wie Maggi oder Nescafe: Starken Zuwächsen in Nord- und Südamerika sowie bei Kaffee und Tiernahrung stand ein stagnierendes Wassergeschäft gegenüber. Mit einem tiefgreifenden Umbau, Einsparungen und einem Managementwechsel will Schneider die Sparte, die knapp zehn Prozent des Konzernumsatzes ausmacht, wieder auf Kurs bringen. Zudem erfordert das Geschäft im wichtigen chinesischen Markt die Aufmerksamkeit der Führungsriege: Dort sind die Säuglingsnahrung der Schweizer und einige Spezialprodukte weniger gefragt. Auch der Konkurrent Unilever hatte mit einem schwächeren Wachstum in China zu kämpfen, wo sich der Handelskrieg negativ auf den Konsum auswirkt.

An der Börse gab die Nestle-Aktie knapp ein Prozent nach - obwohl Schneider den Aktionären in Aussicht stellte, in den kommenden drei Jahre bis 2022 erneut bis zu 20 Milliarden Franken auszuschütten. Dazu fasst der Nestle-Chef vor allem Aktienrückkäufe ins Auge - doch auch eine Sonderdividende ist möglich. Das aktuelle - ebenfalls 20 Milliarden Franken schwere - Aktienrückkaufprogramm läuft zum Jahresende aus.

Das Geld stammt unter anderem aus dem Verkauf der Hautpflegesparte Nestle Skin Health für rund zehn Milliarden Franken. Voraussetzung für den Geldregen ist jedoch, dass Nestle die Mittel nicht für größere Übernahmen benötigt. "Für Zukäufe braucht es immer zwei: einen willigen Käufer und einen willigen Verkäufer und es muss zu Bedingungen passieren, die klug und sinnvoll für uns sind", sagte Schneider.

UMBAU IM WASSERGESCHÄFT

Schneider war zuvor Chef des deutschen Gesundheitskonzerns Fresenius und ist der erste Firmenchef seit langem, den Nestle nicht aus den eigenen Reihen rekrutiert hat. Nun drückt er dem Weltmarktführer mit einem raschen Umbau seinen Stempel auf und trennt sich von schwächelnden Bereichen und Sparten, die nicht zum Kerngeschäft passen. Eine Entscheidung über einen möglichen Verkauf des Fleischwarengeschäfts unter der Marke Herta soll wie geplant bis zum Jahresende fallen. Das Geld investiert der Manager in Wachstumsbereiche wie Kaffee, Babynahrung, Tiernahrung oder Wasser.

Doch das Wassergeschäft mit Marken wie S. Pellegrino und Perrier verzeichnete nach Preiserhöhungen in Nordamerika und einem schwachen Sommergeschäft in Europa die schlechteste Entwicklung aller Sparten. Um gegenzusteuern will Schneider die Verantwortung für das bislang zentral geführte Geschäft an die einzelnen Regionen übertragen. Das bisherige Vorstandsmitglied Maurizio Patarnello verlässt Nestle zum Jahresende. Zudem erwägt Schneider, sich von einzelnen schwächelnden Wassermarken zu trennen. Angaben zu einem möglichen Stellenabbau und Sparzielen machte er zunächst nicht.

In China bereitet dem Konzern ein altbekanntes Sorgenkind Kopfzerbrechen: Bei der Marke Yinlu für Erdnussmilch und Reisbrei sei der Umsatz zuletzt wieder geschrumpft. Bereits 2015 und 2016 hatte Nestle dort mit Umsatzeinbußen zu kämpfen. Danach hatte sich die Situation verbessert. Doch einige Produktgruppen liefen weiterhin nicht gut, räumte Schneider ein. "Wir arbeiten hart daran, die Situation zu stabilisieren." Zudem ging in China der Umsatz bei Babynahrung der Marke S-26 zurück. Nähere Angaben machte Nestle dazu nicht.