Moskau (awp) - Fitch Ratings stuft Nestlé als weniger kreditwürdig ein. Die angekündigte Kapitalausschüttung an die Aktionäre von bis zu 20 Milliarden über die nächsten drei Jahre führe zu einem Anstieg des bereinigten Verschuldungsgrads, schreibt die Ratingfirma in einer Mitteilung am Dienstag.

Das langfristige Ausfallrating und das unbesicherte Rating des Lebensmittelkonzerns würden daher auf "A+" von bisher "AA- mit stabilem Ausblick" gesenkt. Der bereinigte Verschuldungsgrad dürfte im Zusammenhang mit der angekündigten Ausschüttung auf das 2,5-fache steigen. Dies sei das Maximum dessen, was mit einem 'AA-'-Rating vereinbar sei.

Zudem schliesst Fitch nicht aus, dass Nestlé die M&A-Ausgaben erhöht, weil der Konzern aus Vevey sein Geschäft in wachstumsstarke Kategorien verlagern wolle.

Nestlé habe kein Ziel für den Verschuldungsgrad. Fitch glaube aber, dass die Finanzpolitik seit 2017 weniger konservativ geworden sei. Der Verschuldungsgrad sei gestiegen, weil Nestlé mehr Barmittel an die Aktionäre zurück- und deutlich mehr für Akquisitionen ausgegeben habe, als aus Veräusserungen hereingekommen sei.

Schuldenabbau hat keine Priorität

Der Entscheid, den kürzlich erhaltenen Erlös von 10,2 Milliarden Franken aus dem Verkauf von Nestlé Skin Health durch Aktienrückkäufe auszuschütten, bestätige die Erwartung, dass der Abbau des Fremdkapitals mittelfristig nicht zuoberst auf der Agenda stehe.

Gemäss eigenen Angaben will sich Nestlé nicht weiter entschulden und bei einer grösseren Akquisition würde der Konzern vorübergehend auch ein tieferes Rating in Kauf nehmen ("Mid A").

"Aus unserer Sicht" biete das Rating 'A+' dem Unternehmen mehr Spielraum für die Umsetzung seiner Strategie und die Maximierung des langfristigen Unternehmenswertes", schreibt Fitch.

Das Rating "A+" und der stabile Ausblick würden durch die Stabilität und Stärke von Nestlés Geschäft gestützt. Das Unternehmen sei gut positioniert, um das organische Umsatzwachstum weiter zu beschleunigen und die Profitabilität zu verbessern.

S&P HÄLT DAGEGEN

Anderer Ansicht ist die Ratingagentur Standard & Poor's. Demnach sollte sich die angekündigte Kapitalausschüttung nicht negativ aus das Kreditrating auswirken. Das aktuelle Rating für Nestlé liegt bei "AA-". Rund die Hälfte der 20 Milliarden werde Nestlé mit den 10,2 Milliarden Franken aus dem jüngst abgeschlossenen Verkauf von Nestlé Skin Health finanzieren. S&P geht davon aus, dass der Konzern den Rest mit dem Cashflow finanzieren kann. S&P prognostiziert gemäss den Angaben einen (bereinigten) Verschuldungsgrad von 1,8x-2,0x in den nächsten zwei Jahren.

pre/tt