BERLIN (dpa-AFX) - Die Verbraucherschutzorganisation foodwatch hat Agrarministerin Julia Klöckner (CDU) wegen eines Videos mit einem Nestlé-Manager zu große Nähe zu Lebensmittelunternehmen vorgeworfen. Foodwatch-Geschäftsführer Martin Rücker sagte in einem am Donnerstag veröffentlichten Gespräch mit der ARD: "Nestlé hat gerade im Bereich Kinderlebensmittel ein völlig unausgewogenes überzuckertes Sortiment."

Das Klöckner-Ministerium hatte am Montag im Internet ein kurzes Video veröffentlicht, in diese mit Nestlés Deutschland-Chef Marc-Aurel Boersch vor der Kamera steht und das Unternehmen dafür würdigt, dass es den Zucker-, Salz und Fettgehalt seiner Lebensmittel reduziert habe. Hintergrund ist eine vom Kabinett verabschiedete "Reduktions- und Innovationsstrategie", die Vereinbarungen auf freiwilliger Basis mit den Herstellern vorsieht. Für den Kampf gegen Übergewicht sollen viele Fertigprodukte so bis 2025 neue Rezepturen bekommen.

Rücker sagte nun: "In einer solchen Situation erwarte ich von einer Ministerin, dass sie sich nicht gemein macht mit den Interessen der Unternehmen, dass sie nicht die Unternehmen bewirbt, sondern dass sie vor allem klar macht, dass sie die Aufgabe hat, dieses Problem zu lösen." Und wenn die Unternehmen nicht mitzögen gehe das dann eben auch nur gegen die Interessen der Unternehmen. Und das wird mir nicht deutlich. Da ist viel zu viel Nähe im Spiel."

Im Internet gab es bereits empörte Reaktionen auf Klöckners Video. Klöckner und ihr Ministerium verteidigten dagegen das Video./rm/DP/jha