MÜNCHEN (dpa-AFX) - Der Bausoftwarehersteller Nemetschek hat einen überraschend starken Jahresstart erwischt. Weil der Softwareanbieter für Architekten und Bauplaner zunehmend vom Trend zu Programmen aus dem Internet profitiert, klettern die Umsätze weiter kräftig und bescheren dem Konzern vor allem planbares Geschäft für die Zukunft. Das Unternehmen habe auch dank des höheren Gewichts des Auslandsgeschäfts ein außergewöhnlich starkes erstes Quartal erzielt, sagte Vorstandssprecher Patrik Heider am Dienstag in München.

Die Aktie legte an der MDax-Spitze kräftig zu, gewann am Vormittag 7,5 Prozent und markierte zuvor bei 169,60 Euro ein neues Rekordhoch. Nemetschek ist an der Börse mittlerweile knapp 6,5 Milliarden Euro wert, mehr als Unternehmen wie Axel Springer, Hella, Metro AG oder Fielmann auf die Waage bringen. Das hat das Unternehmen einem rasanten Kursanstieg in den vergangenen Jahren zu verdanken, Anfang 2017 noch pendelte der Kurs um die 50 Euro.

Nemetschek gehört als Softwarespezialist auch zu den Technologieunternehmen, die zuletzt wieder einen überaus kräftigen Kursanstieg verzeichnen konnten, nachdem im letzten Jahresdrittel 2018 Skepsis gegenüber den Wachstumswerten aufgekommen war. Im laufenden Jahr hat die Nemetschek-Aktie bereits drei Viertel an Wert gewonnen. Im Dax setzt sich Europas größter Softwarehersteller SAP als Deutschlands wertvollster börsennotierter Konzern derzeit immer weiter vom Rest des Index ab.

Nemetschek setzt wie auch andere Softwarehersteller zunehmend auf Geschäftsmodelle abseits des klassischen Lizenzverkaufs. Im ersten Quartal stiegen die Erlöse mit Cloudsoftware, bei der die Programme zentral über das Internet abgerufen werden können, auf mehr als das Doppelte. Das sorgt dafür, dass die wiederkehrenden Umsätze aus Mietsoftware und Wartung deutlich zulegen und dem Konzern Planungssicherheit geben.

Der Gesamtumsatz kletterte im Jahresvergleich um 27,1 Prozent auf 129,9 Millionen Euro. Wechselkurseffekte und Zukäufe ausgeklammert lag das Plus aus eigener Kraft bei 21,3 Prozent. Ein Börsianer lobte das organische Wachstum. Analystin Victoria Kruchevska von der Commerzbank attestierte dem Unternehmen einen starken Start.

Das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen legte um 31,4 Prozent 36,7 Millionen Euro zu. Ohne den Effekt einer Bilanzierungsänderung wuchs das operative Ergebnis aber weniger stark als der Umsatz, was Nemetschek mit Kosten für Übernahmen und für Messen begründete. Mit den Werten schnitt Nemetschek aber ohnehin besser ab als von Experten erwartet. Der Nettogewinn stieg um knapp ein Fünftel auf 19,6 Millionen Euro.

Die Prognosen für das Gesamtjahr bestätigte das Management. So will Patrik Heider am Ende des Jahres zwischen 540 und 550 Millionen Euro Umsatz präsentieren, die Marge des operativen Ergebnisses soll inklusive positiver Bilanzierungseffekte zwischen 27 und 29 Prozent betragen. Im ersten Jahresviertel lag sie bei 28,2 Prozent.

Nemetschek kauft derzeit auch weiter zu. Im Januar gab das Unternehmen 77,5 Millionen für eine Übernahme in den Niederlanden aus, im April bis zu 35,5 Millionen US-Dollar in den USA. Nemetschek beschäftigte Ende März weltweit 2648 Mitarbeiter, gut vierhundert mehr als noch ein Jahr zuvor./men/stk/fba