Das Tübinger Biotechunternehmen CureVac hat ein furioses Debüt an der US-Technologiebörse Nasdaq gefeiert.

Die Aktien notierten im frühen Handel am Freitag bei knapp 49 Dollar mit mehr als dem Dreifachen ihres Ausgabepreises - dabei waren sie mit 16 Dollar schon am oberen Ende der Preisspanne ausgegeben worden. Fortschritte bei der Entwicklung des Corona-Impfstoffs hatten das Interesse der Anleger beflügelt. Schon zum Ausgabepreis wurde CureVac mit umgerechnet bis zu 2,4 Milliarden Euro bewertet - das sind 800 Millionen mehr vor wenigen Wochen, als unter anderem die deutsche Staatsbank KfW eingestiegen war. Nun beträgt die Marktkapitalisierung schon über sieben Milliarden Euro.

Mit dem Börsengang erhielt CureVac frisches Geld, das hauptsächlich in den Corona-Impfstoff fließen soll. Zunächst wurden 13,33 Millionen Aktien zu jeweils 16 Dollar ausgegeben, so dass dem Unternehmen 213 Millionen Dollar zufließen, wie CureVac mitteilte. Die neuen Investoren können in den Wochen nach der Erstnotiz weitere zwei Millionen Aktien erwerben. Damit würde der Erlös für CureVac auf 245 Millionen Dollar steigen. Mehrheitsaktionär Dietmar Hopp, der Gründer des Softwarekonzerns SAP, hat zugesagt, Aktien für weitere 100 Millionen Euro zum Ausgabepreis zu kaufen.

CureVac will mit dem Geld vor allem die Entwicklung seines Corona-Impfstoffkandidaten bis zum Abschluss der entscheidenden klinischen Phase-3-Studie und die Erweiterung seiner Produktionskapazitäten finanzieren. Curevac habe bereits "einen signifikanten zweistelligen Millionenbetrag" in die Entwicklung des Corona-Impfstoffs gesteckt, sagte Vorstandschef Franz-Werner Haas der "Süddeutschen Zeitung". "Und wir bauen unsere Produktion aus". Wenn die Marktzulassung gelinge, brauche CureVac um die 400 Millionen Euro. "Es wird weitere Finanzierungsrunden geben."

Erst im Juli hatte CureVac 560 Millionen Euro frisches Kapital bei neuen Investoren eingesammelt, darunter die KfW, die für einen 19-Prozent-Anteil 300 Millionen Euro zahlte. Der britische Pharmariese GlaxoSmithKline übernahm neun Prozent für 150 Millionen Euro, der katarische Staatsfonds QIA steuerte 60 Millionen für 3,5 Prozent bei. Damals wurde CureVac mit 1,6 Milliarden Euro bewertet.

CureVac hatte im Juni mit der klinischen Erprobung seines Covid-19-Impfstoffkandidaten begonnen. Die Tübinger setzen - wie die Mainzer BioNTech und der US-Konzern Moderna - auf Impfstoffe auf Basis der sogenannten Boten-RNA (mRNA). Sie soll menschlichen Zellen die Information zur Produktion von Eiweißstoffen und damit zur Bekämpfung der Krankheitserreger vermitteln. Andere Impfstoffentwickler haben Partnerschaften mit Pharmariesen wie Pfizer oder AstraZeneca verkündet, um den Impfstoff zu produzieren und zu vermarkten. Auch CureVac sie in Gesprächen, sagte Haas. "Alleine werden wir das nicht schaffen." Bis CureVac selbst in die Massenherstellung einsteigen kann, wird noch Zeit vergehen. "Wir bauen gerade die Produktion in unserem bestehenden Werk auf. Die Großanlage soll dann 2022 in Betrieb gehen, dann können wir Milliarden Dosen liefern." Bestellungen für den Corona-Impfstoff haben die Tübinger noch keine. "Aber wir reden mit verschiedenen Regierungen."

Wegen der teuren Entwicklung schreibt CureVac wie viele junge Biotech-Unternehmen rote Zahlen. Ohne ein marktreifes Produkt fließen die Einnahmen nur spärlich fließen. Für 2019 wies CureVac bei einem Umsatz von 17,4 Millionen Euro einen Verlust von 99,9 Millionen aus.