BADEN-BADEN (dpa-AFX) - Der Rückversicherer Munich Re rechnet angesichts wachsender Gefahren durch Hacker-Angriffe und Schadsoftware mit einer stark steigenden Nachfrage für Cyber-Versicherungen in Europa. Die Prämieneinnahmen der Branche in diesem Segment dürften bis zum Jahr 2025 von zuletzt 600 Millionen auf 5 Milliarden US-Dollar (4,5 Mrd Euro) wachsen, sagte Munich-Re-Vorstandsmitglied Doris Höpke am Montag beim jährlichen Branchentreffen in Baden-Baden. Dies entspricht einem jährlichen Wachstum um durchschnittlich 37 Prozent.

Nach Ansicht Höpkes dürfte Europa beim Schutz gegen Cyber-Risiken damit in einigen Jahren auf Augenhöhe mit den USA kommen. Von dort kommt bisher der Löwenanteil des Geschäfts. Weltweit nahm die Branche nach Berechnungen der Munich Re in der Cyber-Versicherung 2018 rund 5,3 Milliarden Dollar Prämien ein. Der Markt wachse aber jährlich um 20 bis 30 Prozent, hatte Vorstandsmitglied Torsten Jeworrek im September gesagt. Die Munich Re wolle dabei mitziehen und ihren Marktanteil von neun Prozent weltweit halten, sagte Höpke.

Im Rahmen der Cyber-Versicherung decken Versicherer Schäden etwa infolge von Hackerangriffen und Datenlecks ab. Dazu zählen unter anderem die Kosten, die entstehen, wenn ein Angriff die Computersysteme und den Betrieb eines Unternehmens lahmlegt. Auch kann die Versicherung Schadenersatzforderungen betroffener Kunden abdecken, deren Daten durch ein Datenleck oder einen Hackerangriff auf ein Unternehmen in unbefugte Hände gekommen sind.

Mit der Erschließung neuer Geschäftsfelder wie der Cyber-Versicherung und einer verstärkten Digitalisierung in anderen Bereichen versuchen sich Rückversicherer wie die Munich Re für die Zukunft rüsten. Denn die Branche sitzt auf einem derart komfortablen Kapitalpolster, dass sie weit mehr Risiken versichern könnte, als ihr von Erstversicherern wie Allianz und Axa oder Großkunden aus der Industrie angeboten werden.

Dieses Überangebot an Rückversicherungsschutz hatte das Prämienniveau in der Schaden- und Unfall-Rückversicherung jahrelang sinken lassen. Erst nach den immensen Naturkatastrophenschäden der Jahre 2017 und 2018 hatte der Preisverfall ein vorläufiges Ende gefunden.

Nachdem das Prämienniveau in den jüngsten Vertragserneuerungsrunden in diesem Jahr wieder etwas angezogen hatte, rechnet die Munich Re für die kommende Erneuerung zum 1. Januar 2020 mit einer Fortsetzung dieses Trends. Auch in Europa dürften die Preise mindestens stabil bleiben und eher steigen als fallen, sagte Höpke.

Für weltweite Rückversicherungsgeschäft hatte die Rating-Agentur Standard & Poor's zuletzt prognostiziert, dass die Unternehmen ihre Prämien zum Jahreswechsel im Schnitt um etwa fünf Prozent anheben können. Die Ratingagentur Fitch sagte ein Plus im niedrigen einstelligen Prozentbereich voraus./stw/mis/fba