MÜNCHEN (awp international) - Der weltgrösste Rückversicherer Munich Re hat trotz hoher Grossschäden 2018 einen überraschend starken Milliardengewinn erzielt. Auch dank guter Ergebnisse der Tochter Ergo stand unter dem Strich ein Überschuss von rund 2,3 Milliarden Euro, wie der Konzern auf Basis vorläufiger Zahlen am Mittwoch in München mitteilte. Das war gut sechsmal so viel wie im Katastrophenjahr 2017, als eine Hurrikan-Serie in den USA und zwei Erdbeben in Mexiko den Gewinn der Münchner weitgehend zerfleddert hatten.

Die Dividende soll nun von 8,60 auf 9,25 Euro steigen und damit stärker als von Experten gedacht. Analyst Thorsten Wenzel von der DZ Bank sprach von einer "eindeutig positiven Überraschung". Am Finanzmarkt wurden die Nachrichten mit Wohlwollen aufgenommen. Die Munich-Re-Aktie setzte sich am Morgen mit einem Kursplus von 0,55 Prozent auf 199,40 an die Spitze des Dax .

Mit dem Jahresgewinn traf der Rückversicherer die Mitte der von Vorstandschef Joachim Wenning ausgegebenen Zielspanne und schnitt besser ab als von Analysten erwartet. Dies lag vor allem an der Erstversicherungstochter Ergo. Das langjährige Sorgenkind verdiente 412 Millionen Euro - anderthalb mal so viel wie im Vorjahr und gut 100 Millionen mehr, als der Vorstand für den besten Fall angekündigt hatte.

Der neue Munich-Re-Finanzchef Christoph Jurecka, der den Posten zum Jahreswechsel von Jörg Schneider übernommen hatte, sprach von einer guten operativen Entwicklung bei Ergo. Selbst wenn man die positiven Sondereffekte von netto 40 Millionen Euro herausrechne, habe die Gesellschaft ihr Gewinnziel deutlich übertroffen. Jurecka hatte bisher die Finanzen der Ergo geführt.

Der lange als Sorgenkind des Konzerns geltende Erstversicherer befindet sich mitten in einem gründlichen Umbau, der noch bis Ende des Jahrzehnts dauern soll. Ab 2021 soll Ergo dann rund 600 Millionen Euro Gewinn abwerfen. Auch im Gesamtkonzern soll der Gewinn steigen. Für 2020 hat sich der Vorstand einen Überschuss von 2,8 Milliarden Euro vorgenommen.

"Wir sind weiterhin gut unterwegs, unser Ziel auch zu erreichen", sagte Jurecka. Eine Prognose für 2019 will das Management aber erst am 20. März bekanntgeben. Analysten gehen im Schnitt von rund 2,6 Milliarden Euro aus. Im März könnte der Konzern auch einen weiteren Aktienrückkauf ankündigen. Grundsätzlich spreche nichts dagegen, wie in den Vorjahren eine Milliarde Euro in den Rückkauf eigener Papiere zu stecken, sagte Jurecka.

Im abgelaufenen Jahr schlugen Naturkatastrophen bei der Munich Re erneut schwer zu Buche. Diesmal kosteten Taifun "Jebi" in Japan und die beiden Waldbrände in Kalifornien im November die Munich Re zusammen rund 870 Millionen Euro. In der Summe fielen die Grossschäden bei der Munich Re mit 2,15 Milliarden Euro aber nur halb so hoch aus wie 2017.

Dabei reichten die Prämieneinnahmen im Schaden- und Unfallgeschäft wieder aus, um die Aufwendungen für Schäden, Verwaltung und Vertrieb zu decken. Die kombinierte Schaden-Kosten-Quote lag mit 99,4 Prozent unter der kritischen 100-Prozent-Marke, die sie ein Jahr zuvor mit 114,1 Prozent gerissen hatte. Die Prämieneinnahmen stagnierten konzernweit bei 49,1 Milliarden Euro.

Trotz der erneut hohen Katastrophenschäden konnte die Munich Re bei der Vertragserneuerung mit Erstversicherern wie Allianz und Axa zum Jahreswechsel insgesamt nicht an der Preisschraube drehen. Die Preise seien im Vergleich zum Vorjahr stabil geblieben, sagte Rückversicherungs-Vorstand Torsten Jeworrek. Erst bei den weiteren Erneuerungsrunden im April und Juli, bei denen mehr Katastrophengeschäft zur Neuverhandlung ansteht, erwartet er einen deutlicheren Preisanstieg.

Die kleinere Rivalin Hannover Rück hatte hingegen auch bei der jüngsten Erneuerung von leicht verbesserten Preisen berichtet. Die Neuverhandlung zum Jahreswechsel ist die wichtigste in der Branche.

Die Munich Re weitete ihr Geschäftsvolumen dabei um sechs Prozent auf 10 Milliarden Euro aus. Den Rückversicherern macht seit Jahren eine Kapitalschwemme in der Branche zu schaffen. Die Kapitalpolster der Unternehmen sind über Jahre hinweg immer weiter gewachsen. Zudem schossen Pensions- und Hedgefonds etwa über Katastrophenanleihen immer mehr Geld in den Markt.

Da die Nachfrage mit dem wachsenden Angebot an Rückversicherungsschutz nicht mithält, ist der Preiskampf ungebrochen. Selbst nach dem Katastrophenjahr 2017 schwoll das Kapital in dem Geschäft weiter an. Vertreter von Munich Re und Hannover Rück gewinnen nun aber den Eindruck, dass die Schäden von 2018 die Risikofreude der Anleger bei Katastrophenanleihen etwas gedämpft haben. Ob diese 2019 das bisher gebundene Kapital wirklich wieder nachschiessen, werde sich erst im Jahresverlauf zeigen, sagte Jeworrek./stw/elm/fba