- von Alexander Hübner

Das Feuer, das im Herbst in Nordkalifornien 86 Menschen tötete und die Kleinstadt Paradise verwüstete, war mit einem Schaden von 16,5 Milliarden Dollar das teuerste Naturereignis des vergangenen Jahres, wie aus der am Dienstag veröffentlichten Katastrophenbilanz der Münchener Rück hervorgeht. Weltweit verursachten Naturkatastrophen 2018 einen wirtschaftlichen Schaden von 160 Milliarden Dollar, weniger als im verheerenden Hurrikan-Jahr 2017 (350 Milliarden).

Für die Hälfte davon mussten Versicherer und Rückversicherer einstehen. Sie kamen mit diesen 80 (2017: 140) Milliarden Dollar zwar glimpflicher davon als ein Jahr zuvor - die versicherten Schäden waren jedoch doppelt so hoch wie im Durchschnitt der vergangenen 30 Jahre, weil die Versicherungsdichte in reichen Ländern weiter steigt.

Münchener-Rück-Vorstand Torsten Jeworrek führt die Häufung und die große Ausbreitung von Waldbränden auf den Klimawandel zurück. Diese Entwicklung dürfte den Versicherungsschutz verteuern. Die Versicherer und Rückversicherer hätten die finanziellen Folgen der Buschfeuer bei der Zeichnung von Risiken und der Berechnung ihrer Prämien bisher womöglich unterschätzt. 18 Milliarden Dollar gaben sie allein für die beiden größten Waldbrände in Kalifornien aus - das ist fast jeder vierte Dollar, den sie 2018 weltweit für die Folgen von Naturkatastrophen zahlen mussten. "Hier kommen wir in eine ganz neue Dimension mit zweistelligen Milliardenschäden", sagte Ernst Rauch, Chef-Klimaforscher des Rückversicherers, der Nachrichtenagentur Reuters.

"Immer höhere Temperaturen führen zu immer größerer Trockenheit. Durch hohe Feuchtigkeit im Winter wächst das Buschwerk schnell nach und liefert in trockenen Sommern leicht brennbares Material", sagte der Experte. Langfristig sei fraglich, ob solch stark gefährdete Gebiete ohne zusätzliche Schutzmaßnahmen überhaupt noch besiedelt werden könnten. Häuser müssten nach strengeren Standards errichtet und mit mehr Abstand zum Wald gebaut werden.

ERNTEAUSFÄLLE: VORBILD USA?

Auch in Deutschland spielte der ungewöhnlich heiße Sommer für die Schadenbilanz eine große Rolle: Die Dürre, die in der Landwirtschaft zu hohen Schäden führte, war mit 3,9 Milliarden Dollar die teuerste Naturkatastrophe in Europa. Doch nur ein Bruchteil der Ernteausfälle ist hier versichert - anders als in den USA. Stattdessen sprang, etwa in Deutschland, der Staat ein. "Die Landwirte haben einen großen Teil der Schäden selbst getragen: das System mit fallweisen staatlichen Hilfen ist nicht zufriedenstellend", kritisiert Rauch. Er sieht die Regelung in den USA als Vorbild, wo sich die Versicherer und der Staat in einer Ernteversicherung zusammengetan haben: "Ich kenne keine substanzielle Kritik daran."

Hurrikane und Taifune verursachten im vergangenen Jahr 56 Milliarden Dollar Schaden. Für die Versicherer war der Hurrikan "Michael" mit zehn Milliarden Dollar der teuerste Wirbelsturm, gefolgt vom Taifun "Jebi" in Japan mit neun Milliarden Dollar, der damit einer der teuersten Stürme in der Geschichte dieses Landes war.

Die meisten Todesopfer gab es bei einem Tsunami nach einem Erdbeben in Indonesien Ende September, als 2100 Menschen ums Leben kamen. Bei einem Tsunami nach dem Ausbruch des Vulkans Anak Krakatau kurz vor Weihnachten kamen, ebenfalls in Indonesien, 400 Menschen um. Die Frühwarnsysteme schlugen nicht an, weil sie nur auf Erdbeben reagieren. Weltweit begännen Maßnahmen zum Schutz von Naturkatastrophen aber zu greifen, erklärte die Münchener Rück. Nach ihren Berechnungen verloren 2018 bei solchen Naturereignissen 10.400 Menschen ihr Leben - ein Bruchteil der 53.000, die die Statistik für die vergangenen 30 Jahre im Schnitt zeigt.