Bis 2025 werde das Brutto-Prämienvolumen auf fünf Milliarden Dollar steigen, sagte Vorstandsmitglied Doris Höpke am Montag in Baden-Baden voraus. Bisher entfallen 80 Prozent der Prämien auf Nordamerika. "Aber der Rest der Welt holt richtig auf", sagte Höpke. In einigen Jahren werde das Verhältnis bei 50:50 liegen. Im vergangenen Jahr hätten Unternehmen in Europa 600 Millionen Dollar für sogenannte "Cyber-Policen" ausgegeben.

Für das laufende Jahr rechnet die Münchener Rück mit einem branchenweiten Prämienvolumen von 800 Millionen in Europa. In den USA lag es nach Daten des Versicherungsmaklers Aon schon 2018 bei gut zwei Milliarden Dollar.

Die Münchener Rück zählt die Cyber-Versicherung zu ihren wichtigsten Wachstumsfeldern. "Wir wachsen mit dem Markt", sagte die für Europa und Lateinamerika zuständige Höpke. "Wir wollen unseren Marktanteil von rund neun Prozent halten." Die Münchener Rück zielt dabei vor allem auf kleine und mittelgroße Firmen ab. Zum einen bräuchten sie den Schutz am dringendsten, zum anderen schütze sich der Rückversicherer damit vor großen Einzelschäden. Man kalkuliere mit Schadenquoten von 80 Prozent. Druck auf die Preise gebe es nicht. "Aber das ist keine Cash-Cow."

In den vergangenen Jahren häufen sich Attacken auf die Computersysteme großer Unternehmen. Der Angriff auf ihre Reservierungsplattform kostete die US-Hotelkette Marriott 2018 rund eine halbe Milliarden Dollar. Viele Versicherer und Rückversicherer arbeiten noch daran, ihre Kunden separat für Cyber-Risiken zur Kasse zu bitten. Schäden infolge von Hacker-Angriffen - etwa einen Produktionsstillstand durch den Ausfall von Computersystemen - sind oft durch andere Policen abgedeckt.

Höpke sprach am Rande des jährlichen Rückversicherungs-Kongresses in Baden-Baden. Dort werden die Verhandlungen über die Verlängerung von Verträgen mit Versicherern und Maklern zum 1. Januar 2020 vorbereitet. Die Münchener Rück rechne dabei in Europa zumindest mit stabilen Preisen, sagte Höpke. "Wir sehen keinen Spielraum für Preissenkungen, aber viel Spielraum für Erhöhungen." Der weltweite Rückversicherungs-Markt erholt sich nach zwei Jahren mit großen Naturkatastrophen-Schäden von einer jahrelangen Durststrecke. Im Klimawandel häuften sich auch in Europa die Sturm- und Hochwasserschäden.