(neu: Analystenstimmen, Kurs)

FRANKFURT (dpa-AFX Broker) - Die Auswirkungen von Großschäden haben am Mittwoch die Anleger von Munich Re verschreckt. Diese quittierten die vorgelegten Zahlen des Rückversicherers am Vormittag mit einem Minus von 3,6 Prozent auf 181 Euro, womit die Aktien abgeschlagen am Ende des Dax lagen und auf den tiefsten Stand seit Anfang Juli fielen. Der Leitindex entwickelte sich gleichzeitig vergleichsweise stabil.

Analysten werteten das Quartalsergebnis der Münchner als "etwas enttäuschend" und schwach auf operativer Ebene. Beim Betriebsergebnis habe der Konzern die Erwartungen verfehlt, betonte etwa Vikram Gandhi von der Societe Generale. Er begründete dies "einzig und allein" mit schwachen Ergebnissen im Bereich der Schaden- und Unfall-Rückversicherung.

Laut Analyst Thorsten Wenzel von der DZ Bank hatten unerwartet hohe Belastungen in diesem Geschäft im zweiten Quartal eine hohe kombinierte Schaden-Kosten-Quote zur Folge. Sie verschlechterte sich von 93,9 auf 102,0 Prozent, weil die Großschäden teurer als erwartet zu Buche schlugen. Für Michael Huttner von JPMorgan hat die Quote die Erwartungen sogar deutlich verfehlt. Die Munich Re nannte als Grund dafür einen hohen Bauschaden am Wasserkraftwerk Hidroituango in Kolumbien.

Die übrigen Kennziffern des Rückversicherers waren laut Huttner etwas besser als gedacht. Abgefedert wurden die Schadensbelastungen vor allem von einem Gewinnsprung in der Leben- und Kranken-Rückversicherung, die ihr Ergebnis mehr als verdoppelte. Beim Gewinn traf Munich Re denn auch die Erwartungen. Auch hier fanden Experten aber ein Haar in der Suppe: Laut dem DZ-Experten Wenzel war dies nur wegen einer niedrigen Steuerquote der Fall.

Lob gab es aber für die Kapitalseite, die Olivier Pauchaut von Bryan Garnier als wichtiges Standbein für die Aktie bezeichnete. Mit einem Anstieg auf 250 Prozent lag die Eigenmittelausstattung seiner Einschätzung nach über dem üblichen Rahmen. Er rechnet daher damit, dass der Konzern seine Kapitalstärke weiterhin für Aktienrückkäufe nutzen wird.

Trotz der überraschend hohen Großschäden sieht sich der Rückversicherer in diesem Jahr auf einem guten Weg. "Mit einem Halbjahresgewinn von 1,6 Milliarden Euro liegen wir sehr gut auf Kurs, um unser Gewinnziel von 2,1 bis 2,5 Milliarden Euro für das Gesamtjahr zu erreichen", sagte Munich-Re-Chef Joachim Wenning in München. Eine Meinung, die auch diverse Analysten nach dem schwachen operativen Abschneiden immer noch teilen. Darunter Philipp Häßler vom Analysehaus Equinet und Goldman-Experte Sami Taipalus. Wenning geht derzeit sogar vom oberen Bereich der Spanne aus.

Im bisherigen Jahresverlauf bleiben die Aktien von Munich Re durch die Verluste vom Mittwoch im Niemandsland des Dax. Das bisherige Jahresplus schmolz auf nur noch 0,3 Prozent dahin, womit sie sich aber immerhin etwas besser schlägt als der Leitindex selbst. Er liegt in diesem Jahr bislang mit mehr als 2 Prozent im Minus.

Die Resultate von Munich Re bremsten am Mittwoch auch das Interesse der Anleger an den Aktien anderen europäischer Rückversicherer wie Hannover Rück, Scor oder Swiss Re, die zwischen 0,6 und 0,9 Prozent nachgaben. Der Stoxx Europe 600 Insurance gehörte mit einem Abschlag von 0,6 Prozent zu den schwächsten europäischen Branchenindizes./tih/stw/she

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