REDMOND (dpa-AFX) - Immer mehr zahlt sich für Microsoft der Ausbau des Geschäfts mit IT-Diensten im Internet aus. Die so genannten Cloud-Dienste sind ein großer Teil des Erfolgsrezepts, mit dem Konzernchef Satya Nadella Microsoft seit seinem Amtsantritt 2014 zu einem kaum für möglich gehaltenen Comeback verholfen hat. Doch auch in vielen anderen Sparten brummt das Geschäft. Die gute Geschäftsentwicklung spiegelt sich auch im Aktienkurs wider - derzeit ist Microsoft mit einem Börsenwert von über einer Billion US-Dollar der wertvollste Konzern der Welt. Die wichtigsten Punkte für das Unternehmen, was die Experten sagen und wie es für die Aktie läuft.

DAS IST LOS BEI MICROSOFT:

Microsoft gehört schon seit längerem zu den Börsenlieblingen. Den Titel als wertvollstes Börsenunternehmen der Welt hatte Microsoft Apple schon vor einiger Zeit abgejagt. Doch Ende April knackte der Softwareriese als drittes Unternehmen nach dem iPhone-Hersteller sowie dem Online-Händler Amazon mit seinem Börsenwert die beeindruckende Marke von einer Billion US-Dollar. Und dies ist mehr, als die dreizehn derzeit wertvollsten Dax-Unternehmen zusammen auf die Waage bringen.

Es ist kein Wunder, dass Microsoft bei den Investoren so beliebt ist. Die Geschäfte des Unternehmens laufen schon seit längerem prächtig. Dafür sorgt vor allem ein Wandel des 1975 gegründeten Unternehmens in den letzten Jahren hin zu einem breit aufgestellten Cloud-Dienstleister. In Deutschland nahm Microsoft vor kurzem mit der Eröffnung zweier neuer Rechenzentrums-Regionen einen neuen Anlauf für ein regional verfügbares Angebot. Im September 2018 hatte Microsoft den Vertrieb seiner "Deutschen Cloud" überraschend eingestellt, die das Unternehmen gemeinsam mit der Deutschen Telekom als Treuhänder in Reaktion auf die NSA-Affäre angeboten hatte.

Zu den bekanntesten Microsoft-Produkten gehören aber weiterhin das PC-Betriebssystem Windows, das Büroprogramm "Office 365" und die Spielekonsole Xbox. Im letzten Geschäftsquartal (bis Ende Juni) schoss der Gewinn im Jahresvergleich um 49 Prozent auf 13,2 Milliarden US-Dollar (rund 12 Mrd Euro) in die Höhe. Das lag zwar auch maßgeblich an einer Steuergutschrift über 2,6 Milliarden Dollar, doch auch das operative Ergebnis legte um starke 20 Prozent zu.

Der Software-Konzern aus Redmond im US-Bundesstaat Washington verdient weiter glänzend am lukrativen Cloud-Geschäft mit IT-Diensten im Internet. Beim Flaggschiff - der Azure-Plattform für Unternehmen - kletterte der Umsatz um 64 Prozent. Doch auch viele andere Sparten entwickeln sich gut. Das 2016 übernommene Online-Karriereportal Linkedin erhöhte den Umsatz um ein Viertel. Microsofts Web-Version des Büroprogramms "Office 365" legte um starke 31 Prozent zu.

Selbst das angestaubte Windows-Geschäft lief dank überraschend starker PC-Verkäufe gut. Einziger Schwachpunkt war die Gaming-Sparte mit der Spielkonsole Xbox. Insgesamt stiegen die Erlöse im Quartal um 12 Prozent auf 33,7 Milliarden Dollar. Erst jüngst erhöhte Microsoft die Quartalsdividende um fünf auf 51 Cent pro Aktie. Zudem beschloss das Unternehmen, eigene Aktien im Wert von bis zu 40 Milliarden US-Dollar zurückzukaufen. Mit Aktienrückkäufen können Unternehmen überflüssiges Geld ausschütten und den Kurs ihrer Papiere durch zusätzliche Nachfrage stützen. Diese Art der Kurspflege ist jedoch umstritten.

DAS SAGEN ANALYSTEN:

Die Branchenexperten sind Feuer und Flamme für Microsoft. Von den 37 bei Bloomberg erfassten Analysten raten 34 zum Kauf der Papiere. Zwei tendieren zum Halten, nur einer empfiehlt, die Aktien abzustoßen. Im Schnitt sehen sie die Aktie absehbar bei einem Kurs von 155,70 Euro und damit ein Stück oberhalb dem jüngsten Kursniveau.

Für Analyst Brad Zelnick von der Schweizer Bank Credit Suisse Microsoft ist das Papier von Microsoft ein Kauf. Nach den im Juli vorgelegten Geschäftsjahreszahlen 2018/19 bestätigte er seine Einschätzung mit "Outperform" und einem Kursziel von 155 US-Dollar. Seine Schätzungen für den Umsatz und das Ergebnis je Aktie des Software-Konzerns hob er aber für das laufende Geschäftsjahr 2019/20 leicht an.

Für Zelnick wirkt sich die Ausrichtung des Softwarekonzerns auf die Cloud langfristig positiv aus. Das wachsende Geschäft und eine bessere Kostenoptimierung dürften zu einer Verbesserung der Gewinnspannen bei Azure und Commercial Cloud führen. Dies sichere dem Konzern langfristig den Zuwachs bei Einnahmen und liquiden Mittel.

Analyst Mirko Maier von der LBBW hob positiv den starken Schlussspurt von Microsoft und Ziele für das neue Geschäftsjahr hervor. Allerdings wies er auch auf Risiken in seiner jüngsten Studie hin. So sei die Bewertung zunehmen ambitioniert, der kommende Streamingdienst könne die Xbox-Erlöse auffressen und zudem gebe es Integrationsrisiken aus Zukäufen. Deshalb empfiehlt er die Aktie zu halten. Das Kursziel hob der LBBW-Analyst aufgrund der Kursentwicklung auf 137,50 Dollar an.

DAS MACHT DIE AKTIE:

An der Börse ist Microsoft schon seit einiger Zeit das Maß aller Dinge. Die Aktie kennt seit Jahren nur eine Richtung, und zwar die nach oben. Der Konzern hat Apple und Amazon als wertvollste Aktiengesellschaft überholt und ist aktuell das einzige Unternehmen mit einem dreizehnstelligen Börsenwert über der magischen Marke von einer Billion Dollar. Im bisherigen Jahresverlauf liegt der Kurs mit rund 37 Prozent im Plus. Das ist umso beeindruckender, da bis zu Nadellas Amtsantritt eigentlich niemand dem einst so mächtigen Computer-Dino zugetraut hätte, wieder an alte Zeiten anzuknüpfen./mne/knd/fba