DÜSSELDORF (dpa-AFX) - Nach dem gescheiterten Übernahmeangebot des tschechischen Investors Daniel Kretinsky steht Metro Olaf Koch unter Druck. Er muss nun beweisen, dass sein Konzept für den Handelskonzern aufgeht und dieser tatsächlich mehr wert ist als Kretinsky geboten hat. Die Lage bei Metro, was Analysten sagen und was die Aktie macht.

DIE LAGE BEI METRO:

In der Düsseldorfer Konzernzentrale dürfte das Management um Koch Anfang August aufgeatmet haben: Wenige Tage nach Ablauf der Übernahmeofferte des Investors Kretinsky war klar, dass dieser die Mindestannahmeschwelle deutlich verfehlt hatte. Lediglich knapp 42 Prozent der Aktien waren angedient worden, beziehungsweise befanden sich teilweise bereits in Kretinskys Besitz. Nötig waren 67,5 Prozent. Damit war das Angebot gescheitert.

Die Metro-Führung hatte sich gegen das Gebot gewehrt. Sie hatte erklärt, dass es das Unternehmen zu niedrig bewerte und nicht angemessen sei. Zugleich fürchtete der Konzern, dass die eigene operative Flexibilität und die strategische Handlungsfähigkeit eingeschränkt werden könnte, da Kretinsky die Übernahme zu einem guten Teil fremdfinanzieren wollte.

Investoren sahen das Angebot ebenfalls skeptisch: So blieb der Aktienkurs von Metro seit Bekanntwerden der Kretinsky-Pläne unter dem Angebotspreis von 16 Euro hängen. Dazu stellten sich mit den Familien Beisheim und Schmidt-Ruthenbeck wichtige Großaktionäre quer. Einen höheren Preis wollte Kretinsky jedoch nicht zahlen. Nach dem Scheitern der Offerte fällt der Anteil des Investors wieder auf 17,5 Prozent zurück - er bleibt damit ein wichtiger Großaktionär des Handelskonzerns. Eigenen Aussagen zufolge plant er derzeit nicht, weitere Aktien zu kaufen. Was mit der Option auf den restlichen Metro-Anteil der Familie Haniel von 15,2 Prozent passiert, ist offen.

Die Erleichterung des Metro-Managements könnte daher nur von kurzer Dauer sein: Denn jetzt rückt das Tagesgeschäft der Metro wieder in den Vordergrund. Und damit die von Koch vorgelegten Pläne, mit denen der Manager das seit langem schwächelnde Unternehmen fit für die Zukunft machen will. Luft und Spielraum für Investitionen könnte Koch dabei der Verkauf des verlustreichen Supermarktgeschäfts Real sowie des China-Geschäfts verschaffen. Dann könnte sich Metro wieder ganz auf das Geschäft mit Gastronomiebetreibern und kleinen Händlern konzentrieren. Doch spruchreif ist noch nichts. So wurden jüngst die exklusiven Gespräche mit dem Investor Redos nochmals verlängert, der Verkauf zieht sich hin.

Hoffnungen setzt Metro aktuell vor allem auf das schnell wachsende Belieferungsgeschäft, das den Kunden den Weg in die Großmärkte erspart - und auf die Digitalisierung. Hier will sich Metro für Gastronomiebetreiber und kleine Händler unentbehrlich machen - nicht zuletzt mit Software, die Kunden das Leben erleichtert, etwa für Online-Tischreservierungen oder Preiskalkulationen. Damit will Metro die Kunden stärker an sich binden.

Kretinsky jedenfalls hat bereits die Richtung vorgegeben. Nach seinem Scheitern hatte er erklärt, angesichts der Bewertung seines Angebots müsse das Metro-Management sich nun selbst übertreffen und zeigen, dass es tatsächlich einen deutlich höheren Aktienkurs erreichen könne. "Wir haben einen klaren Maßstab gesetzt für das Metro-Management." Damit könnte er sich zu einem unbequemen Anteilseigner entwickeln.

DAS SAGEN ANALYSTEN:

Analysten haben nach dem Aus für das Übernahmeangebot ihre Kursziele gesenkt, nachdem die Fantasie aus der Aktie gewichen ist. Der geplatzte Deal komme nicht überraschend, nachdem die anderen Großaktionäre und das Metro-Management die Offerte abgelehnt hätten, findet Analyst Lars Lusebrink von Independent Research. Die Aktie des Handelskonzerns dürfte nun zwischen 14 und 15 Euro gehandelt werden, glaubt sein Kollege James Grzinic vom Analysehaus Jefferies. Dies sei abhängig vom erfolgreichen Abschluss des Verkaufs der Real-Märkte und Anteilsveräußerungen in China.

Auch die DZ Bank hatte ihr Kursziel gesenkt. Am Markt gelte derzeit als wahrscheinlichstes Szenario, dass Kretinsky eine Kaufoption über den restlichen Haniel-Anteil nicht oder nicht vollständig ausübt, so Analyst Herbert Sturm.

DAS MACHT DIE AKTIE:

Das Übernahmeangebot konnte der Metro-Aktie keinen großen Schub verleihen. Die Aktie notierte während der Annahmefrist vom 10. Juli bis 7. August durchgängig unter dem Angebotspreis von 16 Euro. Als sich ein Scheitern abzeichnete, gab der Kurs weiter nach. Aktuell notiert sie bei etwas über 14 Euro. Damit liegt sie in diesem Jahr bislang zwar mit fast 6 Prozent im Plus, hinkt aber deutlich der Entwicklung des Mittelwerte-Index MDax hinterher, der zugleich fast 18 Prozent gewann.

Insgesamt raten die im dpa-AFX Analyser erfassten Experten fast durchgängig dazu, das Papier zu halten. Es gibt jeweils nur eine Kauf- und Verkaufsempfehlung bei einem durchschnittlichen Kursziel von 14,76 Euro./nas/knd/jha/