Im ersten Quartal musste der Pharma- und Spezialchemiekonzern einen deutlichen Ergebnisrückgang hinnehmen und auch im Gesamtjahr rechnet Finanzchef Marcus Kuhnert mit keiner Entspannung. "2018 wird für uns anspruchsvoll und ein Übergangsjahr. Dieser Eindruck hat sich nach dem ersten Quartal bestätigt", sagte er am Donnerstag. Der starke Euro wird Merck in diesem Jahr mehr zusetzen als gedacht und im Flüssigkristallgeschäft für Flachbildschirme lässt die Konkurrenz durch chinesische Anbieter nicht nach. Die Hessen arbeiten deshalb an einer neuen Strategie für den Spezialchemiebereich, zu dem die Flüssigkristalle gehören, die Anfang Juli auf einem Investorentag vorgestellt werden soll.

Merck bekommt bei Flüssigkristallen bereits seit einigen Jahren die Konkurrenz aus China zu spüren, die dem Weltmarktführer stetig Marktanteile abluchst. Das gesamte Führungsteam des Spezialchemiebereichs beschäftige sich derzeit intensiv damit, wie man diesen in den nächsten Jahren wieder auf einen profitablen Wachstumspfad zurückführen könne, sagte Kuhnert. Zwar befürchtet Merck in diesem Jahr noch einen deutlichen Ergebnisrückgang in dem Bereich. Im kommenden Jahr sollte aber die Talsohle erreicht sein, bekräftigte Kuhnert. "Ab 2019 wird das Geschäft als Ganzes wieder anziehen." Umsatz und bereinigtes Ergebnis (Ebitda) dürften dann wieder steigen. Dabei würden künftig andere Geschäfte wie Halbleitermaterialien und Effektpigmente in dem Bereich an Bedeutung gewinnen.

Anleger konnte Merck am Donnerstag nicht überzeugen. Die Aktien fielen in der Spitze um mehr als sechs Prozent auf 79,78 Euro und waren größter Verlierer im Dax.

SCHWACHER DOLLAR VERHAGELT JAHRESSTART

Im ersten Quartal fiel der bereinigte Betriebsgewinn von Merck um gut 18 Prozent auf eine Milliarden Euro. Der Konzern führte das auch auf eine Einmalzahlung zur Abgeltung künftiger Lizenzzahlungen zurück, die das Vorjahresquartal positiv beeinflusst hatte. Unter dem Strich brach der Überschuss um mehr als ein Drittel auf 341 Millionen Euro ein. Belastend wirkten sich Währungseffekte aus, die das organische Umsatzwachstum von 3,5 Prozent mehr als aufzehrten. So sank der Umsatz binnen Jahresfrist um mehr als vier Prozent auf 3,7 Milliarden Euro.

Für das Gesamtjahr befürchtet Merck noch höhere negative Währungseffekte als noch zu Jahresbeginn und das, obwohl sich der Dollar zuletzt etwas erholt hat. Der durchschnittliche Euro-Dollar-Kurs habe im ersten Quartal aber immer noch am oberen Rand der von Merck für 2018 erwarteten Bandbreite gelegen, sagte Kuhnert. "Darüber hinaus sehen wir nach wie vor geopolitische Unsicherheiten und wenige Anzeichen, die zur einer dauerhaften Stärkung des Dollar führen könnten." Der starke Euro macht vielen europäischen Unternehmen zu schaffen, vor allem den exportorientierten, weil sich ihre Waren im Ausland verteuern.

Für das laufende Jahr konkretisierte Merck seine Prognosen. Unter Berücksichtigung des geplanten Verkaufs seines Geschäfts mit rezeptfreien Gesundheitsprodukten an Procter & Gamble erwartet der Konzern einen Umsatz von 14,0 bis 14,5 (2017: 15,3) Milliarden Euro. Das bereinigte Ergebnis soll auf 3,75 bis 4,0 (4,4) Milliarden sinken. Den Abschluss des Verkaufs erwartet Merck im vierten Quartal. Der US-Konzern übernimmt den Bereich mit Marken wie das Nasenspray Nasivin für rund 3,4 Milliarden Euro.