DARMSTADT (awp international) - Der Spezialchemie- und Pharmakonzern Merck KGaA hat seine Ziele im abgelaufenen Jahr erreicht und strebt 2020 weiteres Wachstum an. So soll der Umsatz in diesem Jahr aus eigener Kraft "solide" zulegen, wie der Dax-Konzern am Donnerstag in Darmstadt mitteilte. Beim um Sonderposten bereinigten Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) erwartet Merck zudem eine "starke" organische Steigerung. Die Aktie legte zum Handelsbeginn um 2,4 Prozent zu.

Die Auswirkungen der Coronavirus-Epidemie seien derzeit schwer zu bestimmen, hiess es weiter. Das Management um Konzernchef Stefan Oschmann rechnet momentan damit, dass die Ausbreitung der neuartigen Lungenkrankheit im ersten Quartal 2020 ihren Höhepunkt erreichen wird und im Laufe des zweiten Quartals abklingt. In diesem Szenario dürfte die Epidemie die Umsätze im Gesamtjahr um 1 Prozent belasten. "Sollte sich die Krise jedoch ausweiten oder gar eine globale Rezession auslösen, würde das Unternehmen die Geschäftsprognose anpassen", hiess es weiter.

Umsatz und Ebitda im vergangenen Jahr 2019 lagen etwas über den Schätzungen der Analysten. So stiegen die Erlöse gegenüber 2018 konzernweit um etwa neun Prozent auf 16,15 Milliarden Euro. Das bereinigte Ebitda betrug 4,4 Milliarden Euro, ein Plus von 15,4 Prozent im Vorjahresvergleich. Unter dem Strich belief sich der Gewinn auf 1,32 Milliarden Euro nach 3,37 Milliarden ein Jahr zuvor. Damals hatte der Verkauf des Geschäfts mit rezeptfreien Arzneien an Procter & Gamble für einen deutlichen Ergebnissprung gesorgt. Ein Rückgang in 2019 war somit zwar erwartet worden - allerdings in etwas milderem Ausmass.

Insgesamt fielen die Zahlen laut einem Händler auf den ersten Blick aber dennoch etwas besser aus, als gedacht. Sie dürften der Aktie, die seit Jahresbeginn um fast 9 Prozent zugelegt hat, denn auch weiter Schub verleihen, so das Fazit.

Grösstes Zugpferd war für Merck 2019 wie erwartet die Laborsparte, in der die Umsätze um 11 Prozent zulegten. Dabei liefen die Geschäfte vor allem im Bereich Process Solutions wieder rund. Hier bietet Merck Dienstleistungen und Produkte rund um die Arzneimittelherstellung an. In der Pharmasparte gab es ein Umsatzplus von 7,5 Prozent. Das verdankt Merck unter anderem seinem neuen Medikament Mavenclad zur Behandlung Multipler Sklerose, das sich besser verkaufte als erwartet. Hierfür hatte der Konzern erst im vergangenen Jahr eine lang ersehnte Zulassung in den USA erhalten.

In der seit einiger Zeit problembehafteten Sparte der Spezialmaterialien konnte sich Merck umsatzseitig lediglich dank seiner jüngsten Zukäufe und günstiger Währungseffekte über Wasser halten. Die Erlöse legten vor dem Hintergrund um sieben Prozent zu, aus eigener Kraft sanken sie wie erwartet um sechseinhalb Prozent. Den Darmstädtern macht vor allem das Geschäft mit Flüssigkristallen zu schaffen, die etwa zur Produktion von Smartphones und Displays benötigt werden. Hier macht eine wachsende Konkurrenz aus Asien Druck.

Bei Merck soll der Fokus nun auf die Halbleiterindustrie verlegt werden. Um die Position in diesem Bereich zu stärken, haben sich die Darmstädter zuletzt den US-Halbleiterzulieferer Versum sowie den kalifornischen Materialspezialisten Intermolecular einverleibt. Nach Abschluss des 5,8 Milliarden Euro teuren Versum-Deals Anfang Oktober war das Management davon ausgegangen, dass die US-Amerikaner im restlichen Geschäftsjahr 270 Millionen Euro an Umsatz beisteuern würden. Am Ende waren es 250 Millionen. Unter anderem entwickelte sich der Chip-Markt zuletzt nicht ganz so gut wie vom Konzern erhofft.

Der Dividendenvorschlag von 1,30 Euro je Aktie für das abgelaufene Jahr lag auf Höhe der Schätzungen. Zuvor hatten die Aktionäre 1,25 Euro erhalten. Für Merck steht nach den Zukäufen nun auch erst einmal ein Abbau der Schulden auf der Agenda. Die Höhe der Netto-Verbindlichkeiten hat sich im vergangenen Jahr gegenüber 2018 mit 12,4 Milliarden Euro fast verdoppelt./kro/stk/mis