Der US-Pharmakonzern Merck & Co steigt in den Wettlauf um einen Corona-Impfstoff ein und übernimmt den österreichischen Impfstoffhersteller Themis Bioscience.

Merck vereinbarte zudem zwei Kooperationen zur Entwicklung eines Impfstoffes und eines Medikaments zur Behandlung der durch das Virus ausgelösten Lungenkrankheit Covid-19. "Merck hat die Verantwortung, sich an den Bemühungen der wissenschaftlichen Gemeinschaft zu beteiligen, neue Medikamente und Impfstoffe zu finden, um diese Pandemie zu beenden", erklärte Vorstandschef Kenneth Frazier am Dienstag. Bislang hat sich der Konzern weitgehend aus der Suche nach Covid-19-Behandlungen herausgehalten. Zum Kaufpreis für die Wiener Themis machte Merck keine Angaben.

Während die meisten großen Pharmaunternehmen bereits an Covid-19-Behandlungen forschen, hat Merck nach Angaben von Frazier auf Zukaufgelegenheiten gewartet, die bereits Erfolge vorweisen könnten. Der Impfstoff von Themis, der in Zusammenarbeit mit dem Institut Pasteur in Paris entwickelt wurde, basiert auf einem modifizierten Masernvirus, das Teile des neuartigen Corona-Virus in den Körper abgibt. Das Projekt wurde durch die internationale Impfinitiative CEPI finanziell unterstützt. Merck geht davon aus, dass der Impfstoff "innerhalb von wenigen Wochen" an Freiwilligen klinisch getestet werden kann.

Der Konzern will zudem in einer Zusammenarbeit mit der Internationalen Aids-Impfstoffinitiative IAVI einen weiteren Impfstoff entwickeln. Er basiert auf der gleichen Technologie wie der Ebola-Impfstoff Ervebo von Merck, der kürzlich von der Europäischen Kommission und der US-Gesundheitsbehörde FDA zugelassen wurde. Mit dem US-Biotechunternehmen Ridgeback Biotherapeutics will Merck darüber hinaus an einem Medikament zur Behandlung von Covid-19 arbeiten. Das Mittel von Ridgeback, an dem Merck die weltweiten Rechte übernimmt, soll die Vermehrung des Virus im Menschen verhindern und sich in Studien mit Tieren als vielversprechend erwiesen haben. Klinische Studien zur Wirksamkeit der Arznei sollen noch 2020 beginnen.

"Wenn das Medikament wirkt, könnten wir Milliarden von Dosen herstellen", sagte Frazier, der zudem versicherte, dass ein möglicher Impfstoff von Merck weltweit und kostengünstig zugänglich gemacht werden soll. Es gebe keine Vereinbarung mit der US-Regierung, den USA einen Impfstoff zuerst zur Verfügung zu stellen.