KENILWORTH (awp international) - Der US-Pharmakonzern Merck & Co schraubt seine Jahresprognose wegen der Corona-Pandemie herunter. Der Umsatz soll im Gesamtjahr zwischen 46,1 und 48,1 Milliarden US-Dollar (42,5 bis 44,4 Milliarden Euro) liegen, wie der Konzern am Dienstag in New Jersey mitteilte. Im schlimmsten Fall würden die Erlöse im Vergleich zum Vorjahr damit um knapp zwei Prozent zurückgehen. Zuvor hatte das Management um Konzernchef Kenneth Frazier noch eine Spanne von 48,8 bis 50,3 Milliarden Dollar und damit ein Plus von mindestens vier Prozent im Vergleich zum Vorjahr angepeilt. Die Aktie gab zuletzt um rund 3,4 Prozent nach.

Das um Zu- und Verkäufe, Umbaukosten und andere Sondereffekte bereinigte Ergebnis je Aktie (EPS) soll sich nun zwischen 4,12 und 4,32 Dollar bewegen. Zuvor war hier noch von 4,57 bis 4,72 Dollar die Rede.

Durch Covid-19 dürften Merck & Co nach eigenen Angaben im Gesamtjahr gut zwei Milliarden Dollar an Umsatz entgehen. Die grössten Belastungen erwartet das Management dabei im zweiten Quartal.

Im ersten Quartal habe sich die Pandemie noch nicht sehr stark bemerkbar gemacht, hiess es. Beim Umsatz und bereinigten Ergebnis je Aktie übertraf das Unternehmen denn auch die Markterwartungen. Die Erlöse legten im Vergleich zum Vorjahr um 11 Prozent auf 12,06 Milliarden Dollar zu. Der auf die Aktionäre entfallende Gewinn unter dem Strich stieg um 10 Prozent auf 3,2 Milliarden Dollar. Beim bereinigten Ergebnis je Aktie stand ein Plus von fast einem Viertel auf 1,50 Dollar zu Buche.

Covid-19 macht Merck & Co insofern zu schaffen, als dass Menschen durch die Pandemie seltener zum Arzt gehen und die Nachfrage nach verschreibungspflichtigen Medikamenten - die rund zwei Drittel des Pharmageschäfts von Merck ausmachen - abnimmt. Vor allem in der Region Asien-Pazifik sei ein verminderter Zugang der Menschen zu den Leistungserbringern im Gesundheitssektor zu beobachten gewesen, hiess es.

Auch die Priorisierung von Covid-19-Patienten und damit einhergehende Verschiebungen von anderen Operationen in Krankenhäusern drücke aufs Geschäft. Das Krebsmedikament Keytruda, das quasi das Flaggschiff von Merck & Co darstellt, sei etwa seltener zum Einsatz gekommen, genau so wie das Verhütungsmittel Implanon und Impfstoffe im allgemeinen.

Demgegenüber verzeichnete Merck & Co aber auch positive Effekte durch die Pandemie. In Europa seien Lagerbestände etwa aus Sorgen vor Engpässen aufgestockt worden. Im Geschäft mit der Tiergesundheit brachte das dem Konzern im ersten Quartal rund 60 Millionen Dollar mehr ein. So seien etwa die Bravecto-Kautabletten gegen Zecken und Flöhe verstärkt gekauft worden. Auf Dauer rechnet das Management aber auch hier mit Gegenwind, unter anderem weil Menschen seltener zum Tierarzt gehen.

Merck & Co sieht sich bei all dem dennoch finanziell stark aufgestellt. Die Bilanz erlaube es dem Unternehmen, geplante Investitionen etwa im Bereich Forschung und Entwicklung auch weiterhin zu tätigen und auch eine Dividende zu zahlen. Ein laufendes Aktienrückkaufprogramm hat der Konzern dennoch zunächst ausgesetzt./kro/men/he