MARTINSRIED (awp international) - Die Vorbereitungen für eine viel beachtete Krebsstudie beim Biotechunternehmen Medigene sind im vollen Gange. Das liess die Forschungskosten zum Jahresstart steigen, aber auch wie schon erwartet die Verluste im Tagesgeschäft. Einige Analysten wie etwa die der Baader Bank zeigten sich gleichwohl überrascht - sie hatten mit schlechteren Kennzahlen für das erste Quartal gerechnet. Die Medigene-Aktie konnte im frühen Handel moderat zulegen.

Angeschoben durch starke Zuwächse aus einer noch recht jungen Entwicklungskooperation mit dem US-Unternehmen Bluebird konnte Medigene in den ersten drei Monaten des Jahres zwar seine Erlöse um 6 Prozent auf knapp 2,77 Millionen Euro ankurbeln. Allein die Kosten für Forschung und Entwicklung lagen aber weit darüber - sie waren um ein Fünftel auf 4,32 Millionen Euro gestiegen, wie das Unternehmen am Mittwoch in Martinsried mitteilte.

Das ging zulasten der operativen Ergebnisse: Der Verlust vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) vergrösserte sich um 6 Prozent auf rund 3,19 Millionen Euro. Unter dem Strich ging der Fehlbetrag zwar um 3 Prozent auf 3,55 Millionen Euro zurück, hier war allerdings ein geringerer Zinsaufwand entscheidend.

Das Medigene-Management hatte bereits im Frühjahr erklärt, dass wegen anziehender Forschungsausgaben 2018 mit einem noch höheren Verlust in gerechnet werden müsse als im Vorjahr. Zudem fehlen nach dem Verkauf der US-Rechte am Warzenmittel Veregen Umsatzbeiträge, weshalb die Jahreserlöse deutlich sinken dürften. Konzernchefin Dolores Schendel bestätigte nunmehr die Prognosen - die Finanzzahlen zu Jahresbeginn lägen in diesem Plan.

Medigene fokussiert sich derzeit auf eine neuartige Krebsimmuntherapie mit T-Zellreptoren (TCR). Bis sich die Forschung an einem Medikament auszahlt, ist es für Pharma- und Biotechnologieunternehmen allerdings meist ein weiter Weg. Im Frühjahr gab Medigene nach einer zeitlichen Verzögerung den Anlauf einer Machbarkeitsstudie bekannt.

Der Wirkstoff MDG1011, der an Patienten mit verschiedenen Blutkrebserkrankungen getestet wird, ist der erste klinische TCR-Produktkandidat im Programm des Unternehmens. Die Rekrutierung der Patienten habe begonnen, bestätigte Medigene jetzt.

Die Analysten der Baader Bank werteten dies in einer ersten Reaktion als gutes Zeichen, wonach die Studie auf gutem Weg sei. Allerdings müssen noch einige vorbereitende Schritte durchgeführt werden. Bis tatsächlich die ersten Teilnehmer behandelt werden, dürfte es deshalb noch etwas dauern. Konkrete Zeitangaben machte Medigene nicht.

Nicht nur für Medigene gilt die T-Zelltherapie als vielversprechendes Wachstumsfeld. In der Pharmalandschaft hat die T-Zellforschung in jüngster Zeit das Übernahmekarussell in Gang gesetzt. So schluckte etwa Gilead den Entwickler Kite Pharma im Oktober vergangenen Jahres für rund 12 Milliarden Dollar. Im Januar übernahm der US-Pharmakonzern Celgene seinen Entwicklungspartner Juno für etwa 9 Milliarden Dollar.

Solche Übernahmefantasien und die Aussicht auf den Start der wichtigen Blutkrebs-Krebsstudie hatten auch den Kurs der Medigene-Aktie lange befeuert. Ende März jedoch brach das im TecDax notierte Papier wegen des schwachen Ausblicks für dieses Jahr ein.

Nach positiven Studiendaten mit einem Wirkstoff gegen Prostatakrebs ging es danach zwar wieder aufwärts, doch noch immer liegt das Papier deutlich unter dem Rekordhoch in Höhe von 19,42 Euro aus dem Februar. Am Mittwochmorgen kletterte die Aktie zuletzt um 0,37 Prozent auf 13,62 Euro./tav/zb/jha/