(Neu: Schlusskurse)

FRANKFURT (dpa-AFX) - Übernahmespekulationen und die Hoffnung auf einen Verbleib im TecDax haben die Aktien des Biotech-Unternehmens Medigene am Montag weiter angetrieben. Mit einem zwischenzeitlichen Plus von 8,80 Prozent auf 13,975 Euro stiegen sie auf den höchsten Stand seit Anfang Februar. Am Ende stand noch ein Kursgewinn von 8,21 Prozent auf 13,90 Euro zu Buche, was für den ersten Platz im Technologiewerte-Index TecDax reichte.

Der jüngste Kurssprung ist laut Analyst Bernhard Weininger von Independent Research auf Spekulationen rund um die T-Zell-Rezeptoren-Technologie zur Tumorbehandlung zurückzuführen. So habe der schweizerische Pharmakonzern Novartis jüngst für seine Immuntherapie Kymriah die US-Zulassung und damit die erste Zulassung für eine Therapie basierend auf modifizierten T-Zellen erhalten. Zudem übernimmt der Biotech-Konzern Gilead Sciences Kite Pharma, das ebenfalls eine entsprechende Therapie im Portfolio habe.

Thomas Schießle vom Analysedienst Equi.Ts hatte errechnet, dass die Marktkapitalisierung von Medigene verglichen mit der Bewertung von Kite Pharma bei dieser Übernahme eigentlich bei gut einer Milliarde Euro liegen müsste. Aktuell sind Medigene an der Börse etwas mehr als 300 Millionen Euro wert.

FAST 45 PROZENT KURSGEWINN IN 3 TAGE

Medigene selbst habe zudem erst im Juli den Antrag für die erste klinische Studie mit einem eigenen TCR-Kandidaten (MDG1011) eingereicht und erwarte, bis Ende 2017 damit starten zu können, schrieb Independent-Analyst Weininger weiter.

Binnen drei Handelstagen summiert sich das Plus der Medigene-Aktien auf Schlusskursbasis auf fast 45 Prozent. Neben den Übernahmespekulationen setzten Anleger auch Hoffnung in eine Branchenkonferenz in Boston in der laufenden ersten vollen September-Woche. Auf dieser wird das Unternehmen seine automatisierte Screening-Plattform zur Identifizierung für Immuntherapien geeigneter T-Zell-Rezeptoren präsentieren, wie Weininger erklärte.

KURSSPRUNG KÖNNTE PLATZ IM TECDAX RETTEN

Ein weiterer Grund für den Kurssprung ist Händlern zufolge der mögliche Verbleib der Aktien im TecDax. So galt Medigene vor der jüngsten Kursrally als Kandidat für den Abstieg aus dem Technologiewerte-Index. Dank des Kursfeuerwerks könnte laut der Index-Expertin Petra von Kerssenbrock von der Commerzbank aber eine Rettung in letzter Minute gelingen. Der Platz im TecDax war vor allem wegen des Börsenumsatzes gefährdet. Das könnte sich infolge der Kursentwicklung geändert haben, denn die Deutsche Börse achtet auf die volumengewichteten letzten 20 Handelstage im August.

In der Regel belastet ein Index-Abstieg die betroffenen Aktien. Fonds, die einen Index replizierend nachbilden, trennen sich dann von den Papieren. Zudem rücken Unternehmen tendenziell ein wenig aus dem Fokus der Anleger.

Medigene blickt auf eine wechselvolle TecDax-Geschichte zurück. Die im Dezember 2016 in den Index zurückgekehrten Papiere gehörten bereits 2003 zur Erstbesetzung. Seitdem waren sie mehrfach ab- und wieder aufgestiegen./mis/ag/stb/gl/jha/