Denn Investoren hatten auf ein lukratives Übernahmeangebot spekuliert. Nachdem der Mehrheitseigentümer Kering nun stattdessen einen Großteil seiner Puma-Anteile unter den eigenen Aktionären verteilt, ist die Luft raus. Die Aktie fiel am Freitag um bis zu 15 Prozent auf ein Zehn-Monats-Tief, am Mittag lag sie mit 322 Euro fünf Prozent im Minus. Puma-Vorstandschef Björn Gulden genießt dagegen die Unabhängigkeit: "Für uns ist das ganz klar die beste Option." Als eigenständiges Unternehmen könne Puma schneller entscheiden denn als Konzerntochter.

Über die künftige Strategie will sich Gulden erst in den nächsten Monaten Gedanken machen. Zukäufe seien aber nicht geplant: "Puma hat als Marke ein so großes Potenzial, andere Marken sind keine Option", sagte er in einer Telefonkonferenz mit Journalisten. Auch die Skater-Modemarke Volcom, die Kering loswerden will, sei für Puma kein Thema. Der ehemalige Fußball-Profi aus Norwegen hatte das Unternehmen wieder verstärkt als Sport-Marke ausgerichtet. Heute ist die Marke mit der Raubkatze im Logo auch in den USA wieder in Mode - dank Markenbotschaftern wie Rihanna und dem Sprinter Usain Bolt.

Doch das durchkreuzte auch die Pläne von Kering, Synergien zu erreichen. Bevor die Franzosen 2007 für 5,3 Milliarden Euro einstiegen, hatte sich das Traditionsunternehmen angesichts der übermächtigen Konkurrenz von Adidas und Nike als Mode- und Lifestyle-Marke ausgerichtet. "Es gibt sehr wenige operative Vorteile mit Kering", räumte Gulden ein. Die Franzosen wollen sich mit der Abspaltung der Sport-Sparte ganz auf Mode, Schmuck, Taschen und Accessoires im Luxussegment konzentrieren. Vor allem die neue Mittelschicht in China ist heiß auf Marken wie "Gucci", der der Konzern erfolgreich ein jugendlicheres Image verpasst hat. Das Geschäft mit Sportschuhen und -bekleidung kann mit den dort erzielbaren Umsatzrenditen nicht mithalten.

PUMA MUSS AUF MDAX-RÜCKKEHR NOCH WARTEN

Gerüchte über einen Verkauf von Puma hatten sich hartnäckig gehalten. Interessenten hätte es auch jede Menge gegeben, sagte Gulden. Nach Angaben von Kering-Finanzvorstand Jean-Marc Duplaix scheute die Luxuswaren-Gruppe mit Marken wie "Gucci" und "Yves Saint Laurent" aber einen womöglich langwierigen und riskanten Verkaufsprozess. Nun bucht Kering 70 Prozent der Puma-Aktien nach der Hauptversammlung Ende April einfach den Aktionären in die Depots. Größter Puma-Aktionär wird dadurch mit 29 Prozent die Vermögensverwaltung der französischen Unternehmerfamilie Pinault, die knapp 41 Prozent an Kering hält. Kering behält 16 Prozent, 55 Prozent sind künftig im Streubesitz. Kering-Aktien erklommen an der Pariser Börse ein Rekordhoch von 415 Euro.

Kering-Vorstandschef Francois-Henri Pinault bekannte sich zwar zu der Beteiligung seiner Familie als Ankeraktionär bei Puma. Analysten fürchten aber, dass andere Anteilseigner rasch die Flucht aus der Aktie ergreifen werden. "Nur wenige Leute haben Kering wegen ihres Engagements im Sportmarkt gekauft", argumentiert Berenberg-Analystin Zuzanna Pusz. Auch das laste auf der Puma-Aktie. Die Bank of America Merrill Lynch stufte sie auf "Underperform" von "Buy" zurück. Dass Puma 35 Prozent höher bewertet sei als der größere Konkurrent Adidas, werde nicht so bleiben.

Gulden hofft auf eine rasche Rückkehr der Nummer drei auf dem weltweiten Sportartikel-Markt in die zweite Börsenliga, den MDax. Der Börsenwert von mehr als fünf Milliarden Euro würde locker für den Aufstieg reichen, wie Index-Experte Uwe Streich von der Landesbank Baden-Württemberg vorrechnet. Doch bis dahin werde es wegen der bisher geringen Börsenumsätze noch ein wenig dauern. "Bis Puma wirklich in den MDax zurückkehren kann, sollte sich der Börsenumsatz verzweieinhalb-, besser noch verdreifachen."