Zürich (awp) - Die Coronakrise hat in der Schweiz zu einem grossen Stellenabbau und hoher Arbeitslosigkeit geführt. Auch im dritten Quartal rechnen die Arbeitgeber erneut mit einem Abbau von Stellen. Doch der Tiefpunkt dürfte bald erreicht sein.

Trotz erster Lockerungen nach der Krise rechnen noch 16 Prozent der Firmen in der Schweiz damit, dass sie zwischen Juli und September Personal abbauen müssen. Demgegenüber stehen 9 Prozent, die ihr Personal voraussichtlich aufstocken.

Um saisonale Einflüsse wie Ferien oder Jahreszeitenwechsel bereinigt, ergibt sich daraus ein Nettowert von -8 Prozent, wie das am Dienstag veröffentlichte, vierteljährlich erhobene Arbeitsmarktbarometer des Personalvermittlers Manpower zeigt. Für die Studie wurden 438 Arbeitgeber zu ihren Erwartungen in Bezug auf die Arbeitsmarktsituation in der eigenen Firma befragt.

Gemäss Manpower entspricht diese Zahl einem noch nie dagewesenen Tief. Dennoch blicken die befragten Arbeitgeber offenbar bereits wieder zuversichtlicher nach vorne. Mehr als die Hälfte (56%) gab an, dass sie in einem Jahr wieder mit einer Erholung des Arbeitsmarktes rechnen. Über ein Viertel ist sogar der Ansicht, es könnte bereits im Herbst soweit sein.

Das deckt sich auch mit den jüngsten Erkenntnissen des Staatssekretariats für Wirtschaft (Seco). Der Leiter der Direktion für Arbeit, Boris Zürcher, sagte am Dienstag an einer Telefonkonferenz, dass die ursprünglich prognostizierte Jahresarbeitslosenquote von 3,9 Prozent "zu pessimistisch" sei. Die Wirtschaft werde schneller wieder in die Gänge kommen als ursprünglich angenommen und auch die Kurzarbeit nehme schon langsam wieder ab.

Fast überall Rückgang

Die Studie von Manpower zeigt derweil für das dritte Quartal in allen Sektoren, Branchen und Betriebsgrössen einen Personalrückgang, mit wenigen Ausnahmen. In fünf der sieben untersuchten Sektoren rechnen die Arbeitgeber im Sommer 2020 sinkenden Personalzahlen. Der stärkste Abbau wird im Gastgewerbe erwartet. Jedoch dürfte gemäss der Erhebung auch im Baugewerbe, der Finanz- und Unternehmensberatungsbranche, im Handel und der verarbeitenden Industrie weiter Personal gekürzt werden.

Einzig bei anderen Dienstleistungen bleiben die Personalzahlen gemäss der Erhebung unverändert und in der Kategorie "andere Produktionssektoren" dürfte das Personal sogar leicht aufgestockt werden.

Mit den grössten Personalkürzungen müssen laut der Erhebung die mittleren Unternehmen rechnen, die zwischen 50 und 249 Angestellte beschäftigen. Bei ihnen lag der Nettowert im Beschäftigungsbarometer bei -17 Prozent. Bei den Kleinst-, Klein- und Grossunternehmen bewegte sich der Wert zwischen -3 und -7 Prozent.

Internationaler Durchschnitt

Im internationalen Vergleich liegt die Schweiz mit einem Prognosenwert von -8 Prozent etwa im Mittelfeld. Am hoffnungsvollsten zeigen sich laut Manpower die Arbeitgeber in Japan. Von ihnen wollen unter dem Strich 11 Prozent das Personal in den nächsten drei Monaten weiter aufstocken. Den pessimistischen Gegenpol bildet Singapur. Dort liegt der Wert bei -28 Prozent.

Von den Nachbarländern der Schweiz sind die Arbeitgeber in Deutschland am zuversichtlichsten. Sie gehen zwar von einer starken Verlangsamung am Arbeitsmarkt aus, sagen jedoch mit +1 Prozent eine leicht positive Entwicklung voraus. In Frankreich sind die Prognosen mit einem Minus von 11 Prozent am tiefsten.

tv/uh