"Im Moment sehen wir, dass die Branchenkonjunktur läuft", sagte MAN-Chef Joachim Drees in einem am Donnerstag veröffentlichten Interview der Nachrichtenagentur Reuters. In manchen Ländern bewege sich der Branchenzyklus schon sehr lange auf gutem Niveau. In anderen Ländern wie Italien, Spanien und Frankreich habe das Wachstum erst ab 2015 eingesetzt, weil der wirtschaftliche Aufschwung dort mit Verzögerung angekommen sei. "Deshalb haben wir in Europa derzeit keinen einheitlichen Zyklus. Das macht die Einschätzung nicht einfach."

Üblicherweise sei ein rückläufiger Gebrauchtwagenmarkt ein Zeichen dafür, dass die Konjunktur nachlasse. "Aber der Markt wird nicht schwächer." Kaum einzuschätzen seien dagegen die Auswirkungen des Brexit. "Bei einem harten Ausstieg Großbritanniens könnte der Markt schwieriger werden. Aber es ist völlig unklar, wie die Auswirkungen wirklich sein werden." MAN bereite sich jedenfalls auf alles vor. Auf die Frage, ob ein Börsengang nicht besser vor dem Brexit über die Bühne gebracht werden sollte, antwortete Drees: "Es kann sein, dass er auch nach dem Brexit funktioniert." Traton arbeite jetzt daran, die Kapitalmarktfähigkeit vorzubereiten. Ein Börsengang sei dabei nur eine Optionen. Entscheiden müsse darüber der Haupteigner.

Der Aufsichtsrat von Volkswagen hatte zu Wochenbeginn grünes Licht gegeben, um die Rechtform von Traton (ehemals VW Truck & Bus) mit den beiden Marken MAN und Scania, Volkswagen Caminhoes e Onibus aus Brasilien und der Mobilitätsmarke RIO in eine europäische Gesellschaft (SE) zu ändern. Damit leitet der Konzern die zweite Stufe ein, um die Lkw-Gruppe für den Kapitalmarkt fit zu machen. Die endgültige Entscheidung über den geplanten Sprung aufs Parkett wollen die Wolfsburger abhängig von der Marktlage treffen.