FRANKFURT (dpa-AFX) - Pünktlich zum Flugbegleiter-Streik in Deutschland greift die Lufthansa-Führung bei Tochtergesellschaften im In- und Ausland durch. Nach den Eingriffen bei der Billigtochter Eurowings verordnete Vorstandschef Carsten Spohr auch den schwächelnden Konzerntöchtern Austrian, Brussels und Lufthansa Cargo neue Sparprogramme. Die konzerneigene Frachtflugzeug-Flotte wird halbiert. An seinem bereits gekappten Gewinnziel für 2019 hält Spohr unterdessen fest - und geht auf die Flugbegleiter-Gewerkschaft Ufo zu. An der Börse kamen die Nachrichten gut an. Die Lufthansa-Aktie legte am Morgen um 6,62 Prozent auf 17,225 Euro zu und war damit einsamer Spitzenreiter im Dax.

Während die Flugbegleiter der Gewerkschaft Ufo am Donnerstag Flüge der Lufthansa-Kernmarke bestreikten, legte der Konzern mit den Zahlen zum dritten Quartal auch Pläne vor, die die Gewinne wieder absehbar nach oben treiben sollen. Im laufenden Jahr soll das operative Ergebnis (bereinigtes Ebit) allerdings wie geplant 2,0 bis 2,4 Milliarden Euro erreichen. Das ist deutlich weniger als in den beiden Vorjahren, als die Lufthansa teils an der Marke von 3,0 Milliarden Euro kratzte.

Wegen roter Zahlen bei Eurowings hatte Spohr sein Ziel für 2019 im Juni deutlich zusammenstreichen müssen. Jetzt dürften auch noch die Treibstoffkosten stärker steigen als gedacht. Die Kerosin-Rechnung des Konzerns dürfte in diesem Jahr mit 6,8 Milliarden Euro noch um 100 Millionen höher ausfallen als zuletzt angekündigt. Im Vergleich zu 2018 beläuft sich der Anstieg sogar auf 650 Millionen Euro.

Um gegenzusteuern, dreht Spohr an vielen Schrauben. Während die Tochter Eurowings die Leitung ihres Langstreckengeschäfts an den Mutterkonzern abgibt, soll sich die österreichische Tochter Austrian Airlines künftig komplett auf das Drehkreuz Wien konzentrieren. "Alle dezentralen Basen werden geschlossen", stellte die Konzernführung klar. Die Produktivität soll steigen, die Personalkosten sollen sinken. Zudem soll Austrian alle kleinen Flugzeuge vom Typ Bombardier Dash 8 Q400 durch größere Mittelstreckenjets vom Typ Airbus A320 ersetzen.

Die belgische Tochter Brussels Airlines, deren Integration in Eurowings der Vorstand bereits im Sommer gestoppt hatte, soll nun enger an die Netzwerk-Airlines des Konzerns - Lufthansa, Swiss und Austrian - andocken. Das soll Kosten einsparen. Auch das Streckennetz der Airline will der Vorstand neu ausrichten. "Brüssel wird aber nicht zum vierten Drehkreuz des Konzerns", sagte ein Sprecher.

Vor harten Einschnitten steht die Frachtsparte Lufthansa Cargo. Ihre Flotte wird nahezu halbiert. Die Gesellschaft soll ihre zehn alten Frachtjets vom Typ MD-11 bis Ende kommenden Jahres ausmustern und künftig mit einer einheitlichen Flotte vom Typ Boeing 777 unterwegs sein, von der sie bisher sieben Stück besitzt. Weil das Unternehmen aber nur zwei Frachtjets der 777-Reihe hinzubekommt, soll die Flotte dann nur noch aus neun Maschinen bestehen.

"Darüber hinaus konzentriert sich Lufthansa Cargo weiterhin auf die Senkung ihrer Kosten", hieß es vom Konzern. Schon bisher wird rund die Hälfte der Cargo-Fracht in den Frachträumen der Passagierjets des Konzerns befördert. In den reinen Frachtflugzeugen sind vor allem besonders eilige Güter unterwegs. Lufthansa Cargo litt zuletzt unter eine schwachen Nachfrage in Asienverkehr. Der Vorstand kappte daher auch die Gewinnprognose für das Segment.

Im wichtigen Sommerquartal schnitt die Lufthansa trotz eines Gewinnrückgangs im Tagesgeschäft insgesamt besser ab als von Analysten erwartet. Der Umsatz stieg im Jahresvergleich um zwei Prozent auf knapp 10,2 Milliarden Euro. Der operative Gewinn ging hingegen um acht Prozent auf rund 1,3 Milliarden Euro zurück. Die Billigmarke Eurowings konnte ihr operatives Ergebnis allerdings um 39 Prozent steigern. Die Maßnahmen bei Eurowings zeigten Wirkung, sagte Spohr.

Unter dem Strich verdiente der Lufthansa-Konzern im dritten Quartal mit 1,15 Milliarden Euro sogar vier Prozent mehr als ein Jahr zuvor, da sich Geschäfte zur Preisabsicherung positiv auf das Ergebnis auswirkten.

Offen ist, wie teuer der Streik der Flugbegleiter den Konzern zu stehen kommt. Für eine Schätzung sei es noch zu früh, ließ das Unternehmen am frühen Morgen wissen. Wenig später erklärte sich das Management bereit, den Tarifkonflikt mit der Flugbegleiter-Gewerkschaft Ufo nun doch in einer Schlichtung zu lösen. Bislang hatte der Konzern Gespräche mit dem Argument abgelehnt, dass der Ufo-Vorstand nicht vertretungsberechtigt sei.

Der am Morgen gestartete Streik bei der Lufthansa-Kerngesellschaft ist auf zwei Tage angelegt. Die Lufthansa hat für Donnerstag und Freitag bereits rund 1300 Flüge abgesagt. Ufo hatte bereits angekündigt, den Arbeitskampf auf weitere Flugbetriebe des Konzerns mit deutschem Tarifrecht auszuweiten. Davon könnten vor allem Eurowings-Flüge betroffen sein./stw/jsl/mis