Spohr lud vor dem Hintergrund des von UFO geplanten 48-Stunden-Streiks in dieser Woche Spitzenvertreter von UFO, aber auch von den beiden anderen Gewerkschaften Verdi und Cabin Union (CU) zu einem Gespräch am Mittwochabend ein. Die verfahrene Situation in der Kabine, die zu einem weiteren Arbeitskampf zu führen drohe, sei weder den Mitarbeitern noch den Kunden länger zumutbar. "Eine Lösung kann nur im Dialog liegen", erklärte Spohr am Dienstag. Das Unternehmen blieb aber dabei, per einstweiliger Verfügung vor dem Arbeitsgericht Frankfurt den für Donnerstag und Freitag angekündigten Streik gegen die Haupt-Fluglinie Lufthansa in Deutschland verbieten zu lassen. Der eilbedürftige Rechtsstreit müsste vor Beginn des Ausstands am Donnerstag um 0.00 Uhr geklärt werden.

Die Unabhängige Flugbegleiter Organisation (UFO) hat ihre Mitglieder zum zweiten Mal in kurzer Zeit zum Ausstand aufgerufen, weil die Lufthansa Tarifverhandlungen mit der Gewerkschaft aus rechtlichen Gründen verweigert. Die Lufthansa lehnt Verhandlungen mit der Gewerkschaft ab, weil sie nach einem internen Streit im Frühjahr den Vorstand wechselte und dieser nach Einschätzung des Konzerns nicht vertretungsberechtigt ist. An dieser Rechtsposition habe sich mit Spohrs Initiative nichts geändert, erklärte eine Konzern-Sprecherin. Der Vorstandschef wolle unabhängig von Rechtsfragen mit den Gewerkschaften über Lösungsspielräume und mögliche Schritte sprechen.

UFO SIEHT SICH ATTACKIERT

Die streikerprobte Gewerkschaft UFO hat vermutlich noch immer mehr Mitglieder als die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi in der Kabine. UFO ist aber nach heftigem internen Streit im früheren Vorstand geschwächt und stellt sich gerade neu auf, um im Februar einen kompletten Vorstand neu zu wählen. Bis dahin führen das langjährige Vorstandsmitglied Silvia De la Cruz und Tarifexperte Daniel Flohr die Gewerkschaft. Verdi sondiert derweil mit Lufthansa, ob Tarifverhandlungen aufgenommen werden, was UFO als Angriff wertet. Vor dem Hintergrund der Querelen kündigte die neue Gewerkschaft CU im August ihre Neugründung an und will am 11. November eine konstituierende Sitzung abhalten.

"Wir wissen, dass unser Streik rechtmäßig ist und dass unser Vorstand vertretungsberechtigt ist", sagte UFO-Sprecher Nicoley Baublies. "Der Lufthansa geht es nicht um eine Lösung von Tariffragen, sondern darum, die UFO loszuwerden." Bei einem ersten Warnstreik am 20. Oktober waren der Lufthansa zufolge mehr als 100 Flüge ausgefallen, die Gewerkschaft gab die Zahl der Streichungen mit rund 200 an.

Die Lufthansa arbeitet unterdessen fieberhaft daran, die Auswirkungen des Streiks ihres Kabinenpersonals so gering wie möglich zu halten. Betroffen sind Abflüge der Haupt-Airline Lufthansa in Deutschland. Ihren Passagieren bietet die Fluggesellschaft ab sofort kostenlose Umbuchungsmöglichkeiten an. Das gelte unabhängig davon, ob der Flug von einer Flugstreichung betroffen sei und könne von Passagieren genutzt werden, die für Donnerstag und Freitag einen Flug von, nach oder über Frankfurt und München gebucht hätten. Auf innerdeutschen Strecken könne die Deutsche Bahn genutzt werden, teilte die Lufthansa mit. Einen Sonderflugplan für den Streikzeitraum will die Fluggesellschaft am Mittwochmittag veröffentlichen.