BERLIN (dpa-AFX) - Wissenschaftler beobachten erste Erfolge der verhängten Kontaktbeschränkungen, mit denen die Corona-Pandemie in den Griff bekommen werden soll. Für eine Lockerung der Maßnahmen ist es aber noch zu früh, wie der Präsident des Robert Koch-Instituts, Lothar Wieler, am Freitag erläuterte.

Dies bekräftigte auch Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) in ihrer wöchentlichen Videobotschaft: "Ich würde absolut unverantwortlich handeln, wenn ich Ihnen heute einfach einen konkreten Tag nennen würde, an dem die Maßnahmen aufgehoben, zumindest aber gelockert werden könnten, dieses Versprechen dann aber nicht einhalten könnte, weil die Infektionszahlen es nicht zulassen."

Merkel nahm am Freitag ihre Arbeit im Kanzleramt wieder auf - zwei Wochen nach einem Kontakt mit einem Arzt, bei dem später eine Corona-Infektion festgestellt worden war. In der Quarantäne regierte die Kanzlerin aus dem Homeoffice.

MAßNAHMEN GEGEN CORONAWIRKUNG ZEIGEN WIRKUNG

Die Maßnahmen zur Eindämmung der Coronavirus-Pandemie zeigen nach Beobachtung des Robert Koch-Instituts in Deutschland messbar Wirkung. Ein infizierter Mensch stecke seit einigen Tagen im Durchschnitt nur noch einen weiteren Menschen an, sagte RKI-Präsident Lothar Wieler. In den vergangenen Wochen habe der Wert bei fünf, manchmal sogar bei sieben Menschen gelegen. Ein Grund zur Entwarnung sei die Entwicklung noch nicht: Erst, wenn ein Infizierter im Durchschnitt weniger als einen Menschen anstecke, lasse die Epidemie langsam nach. Auch Bayerns Ministerpräsident Markus Söder sieht für sein Land einen leicht positiven Trend bei den Neuinfektionen, wie er am Freitag deutlich machte. Bayern ist das Land mit den meisten Corona-Fällen.

MERKEL VERLÄSST QUARANTÄNE - "GANZ ANDERE OSTERN"

Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) ist am Freitag nach zwölf Tagen Corona-Quarantäne ins Kanzleramt zurückgekehrt. Regierungssprecher Steffen Seibert sagte, sie habe ihre Geschäfte wieder persönlich in der Regierungszentrale aufgenommen. Selbstverständlich würden dort die bestehenden Abstandsregelungen beachtet. Gespräche mit anderen Regierungschefs führe sie per Telefon oder per Videoschalte. Merkel hatte drei Corona-Tests machen lassen, die alle drei negativ waren. In ihrem ausnahmsweise schon am Freitag veröffentlichten Video-Podcast forderte sie die Bürger erneut auf, auch an Ostern zuhause zu bleiben: "Wir alle werden eine ganz andere Osterzeit erleben als je zuvor."

FAST 84 000 INFEKTIONEN UND 1100 TOTE IN DEUTSCHLAND

In Deutschland sind bis Freitagnachmittag mehr als 83 700 Infektionen (Vortag Stand 16.15 Uhr: mehr als 77 500) mit dem neuen Coronavirus registriert worden. Das geht aus einer Auswertung der Deutschen Presse-Agentur hervor, die die neuesten Zahlen der Bundesländer berücksichtigt. Mindestens 1103 (Vortag Stand 16.15 Uhr: 950) mit Sars-CoV-2 Infizierte starben den Angaben zufolge bislang bundesweit. Besonders hohe Zahlen haben Bayern mit mehr als 20 900 nachgewiesenen Fällen und mindestens 327 Toten und Nordrhein-Westfalen mit mehr als 18 500 Fällen und mindestens 224 Toten.

REGIERUNG PLANT WEITERES GROßES HILFSPROGRAMM

Die Bundesregierung plant in der Corona-Krise ein zusätzliches riesiges Programm, um im Mittelstand eine Pleitewelle zu verhindern. Es geht um Verbesserungen bei Laufzeiten und Haftungsfreistellung für Kredite, wie die Deutsche Presse-Agentur aus Regierungskreisen erfuhr. Im Gespräch ist demnach, Kredite für mittelständische Firmen für eine begrenzte Zeit mit einer 100-prozentigen Staatshaftung abzusichern. Die Höchstgrenze könnte bei 500 000 Euro pro Firma liegen. Der Staat könnte dafür Garantien in einem Gesamtvolumen von bis zu 300 Milliarden Euro übernehmen. Die EU-Kommission müsse noch zustimmen.

ENTSCHEIDUNG ÜBER STAATSHILFEN FÜR Lufthansa STEHT BEVOR

23 Jahre nach dem Verkauf der letzten Lufthansa-Aktien durch den Bund steigt der Staat infolge der Corona-Krise möglicherweise wieder bei dem Dax-Konzern ein. Dieser ist wegen der massiven Flugabsagen in Schwierigkeiten geraten. Die Gespräche seien schon weit fortgeschritten und sollen möglicherweise bereits in der kommenden Woche abgeschlossen werden. Das erfuhr die Deutsche Presse-Agentur am Freitag aus Regierungskreisen. Der Konzern bestätigte Verhandlungen über verschiedene Beteiligungsformen des Staates.

PAKETMENGEN WIE IN VORWEIHNACHTSZEIT

Der Paket-Dienstleister DHL meldet nach einigen Wochen Corona-Krise steigende Paketzahlen. Man sehe nun "eine täglich steigende Zahl von Sendungen, deren Menge mittlerweile sehr spürbar über der des Vorjahres zu dieser Zeit liegt", sagte ein Post-Sprecher der Deutschen Presse-Agentur. Über Ostern werde die Menge voraussichtlich weiter steigen. Post-&-Paket-Vorstand Tobias Meyer sprach von einem "sehr plötzlichen Anstieg auf nunmehr schon Vorweihnachtsniveau pro Tag". Es könne dadurch auch vereinzelt zu Verzögerungen kommen, etwa bei Abholungen.

ARBEITSLOSIGKEIT IN DEN USA STEIGT DEUTLICH

Die Arbeitslosenquote in den USA ist infolge der Corona-Krise stark angestiegen - von 3,5 Prozent im Februar auf 4,4 Prozent im März. Das teilte die US-Regierung mit. Die Zahl der Beschäftigten sank demnach um 700 000. Betroffen ist vor allem das Hotel- und Gastgewerbe, allein dort fielen 460 000 Stellen weg. Aufgrund einer verzögerten Erhebung der Statistik ist die jüngste Zuspitzung am US-Arbeitsmarkt in den Daten jedoch nicht voll widergegeben: Die Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe sind seit Mitte März auf rund 10 Millionen in die Höhe geschnellt. Experten gehen davon aus, dass die Arbeitslosenquote daher eigentlich bereits bei 10 Prozent oder darüber liegen könnte.

BUNDESLIGA FÄHRT TRAINING LANGSAM WIEDER HOCH

Die Saison in der 1. und 2. Fußball-Bundesliga ist zwar mindestens noch bis zum 30. April ausgesetzt, dennoch fahren viele Vereine ihre Vorbereitungen für den Wiederbeginn des Spielbetriebs langsam hoch. Im Oberhaus wurde am Freitag bei immerhin sieben Clubs schon wieder trainiert, nur elf Vereine ließen die Spieler noch zu Hause individuell an ihrer Fitness arbeiten. Am Sonntag endet die von der Deutschen Fußball Liga empfohlene Trainingspause. Pech hat Werder Bremen: Die Landesregierung lehnte den Antrag ab, ab dem kommenden Montag in Kleingruppen wieder auf zwei Plätzen trainieren zu dürfen.

CORONA LÄHMT DREHARBEITEN ZUM JUBILÄUMS-"TATORT"

Wegen der Corona-Pandemie liegen die Dreharbeiten für eine Reihe von "Tatort"-Krimis auf Eis. Betroffen ist auch der für dieses Jahr vorgesehene Jubiläums-Fall zum 50. Geburtstag der Reihe. Es ist eine Doppel-Episode der TV-Ermittler aus München und Dortmund. Der Dreh des zweiten Teils des Jubiläums-"Tatorts" mit dem Titel "In der Familie" ruhe aufgrund der aktuellen Beschränkungen bis auf Weiteres, teilte der Westdeutsche Rundfunk auf Anfrage mit. Der Bayerische Rundfunk verwies ergänzend auf "Pläne, wie die Sendeplanung zum Jubiläum noch gehalten werden könnte". Die Ausstrahlung war zu Beginn der Dreharbeiten für den Herbst 2020 angekündigt worden.

AUFRUF ZUM "CORONA-RAVE" KOMMT TEUER ZU STEHEN

Der Aufruf eines Mannes in Karlsruhe zu einem "Corona-Rave" wird teuer. Die Polizei kündigte am Freitag an, dem 29-Jährigen die Kosten des Polizeieinsatzes in Rechnung zu stellen. Der Mann hatte in der vergangenen Woche über ein soziales Netzwerk zu dem Treffen auf einem Skaterplatz eingeladen. Rund 20 Personen hätten ihre Teilnahme zugesagt. Die Polizei habe einen Hinweis erhalten, die Skaterbahn mit mehreren Beamten überwacht und die Feier verhindert. Dem Initiator werden nach der Gebührenverordnung jetzt mehrere Hundert Euro in Rechnung gestellt./sk/DP/fba