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FRANKFURT (dpa-AFX) - Unerwartet viele Passagiere treiben das Geschäft des Frankfurter Flughafenbetreibers Fraport an. Dank der immer zahlreicheren Europaflüge erwartet Vorstandschef Stefan Schulte an Deutschlands größtem Flughafen in diesem Jahr jetzt mehr als 69 Millionen Passagiere und damit 7 Prozent mehr als im bisherigen Rekordjahr 2017. Bislang hatte er ein Plus von 4 bis 6 Prozent prognostiziert. Doch die Gewinnentwicklung im zweiten Quartal enttäuscht.

Am Finanzmarkt kamen die Nachrichten nicht gut an. Die Aktie verlor am Nachmittag rund fünf Prozhent und war damit das Schlusslicht im MDax - seit Jahresbeginn büßte sie damit rund 14 Prozent ein. Nach Einschätzung des Commerzbank-Analysten Adrian Pehl haben sich im zweiten Quartal zudem die Segmente Einzelhandel und Bodendienste schwach entwickelt.

Die erhöhte Passagierprognose überraschte die Investoren dagegen kaum. So wurden in den Monaten Januar bis Juli am Frankfurter Flughafen nach vorläufigen Berechnungen bereits rund 8,8 Prozent mehr Fluggäste abgefertigt als ein Jahr zuvor, wie das Unternehmen am Mittwoch in Frankfurt mitteilte. Im Juli betrug das Plus 7,5 Prozent.

Im zweiten Quartal erzielte Fraport einen Umsatz von 851 Millionen Euro und damit gut elf Prozent mehr als ein Jahr zuvor. Der operative Gewinn (Ebitda) stieg lediglich um ein Prozent auf 287 Millionen Euro und fiel damit etwas geringer aus als von Analysten erwartet. Unter dem Strich legte der Überschuss ebenfalls um ein Prozent auf knapp 112 Millionen Euro zu.

Dank des starken Passagiergeschäfts peilt die Fraport-Führung auch bei den Finanzzahlen jetzt jeweils das den oberen Bereich ihrer bisherigen Prognosen an. Der operative Gewinn (Ebitda) soll damit in Richtung 1,11 Milliarden Euro gehen. Beim Konzernergebnis, in das Fraport auch die Anteile von Minderheitsgesellschaftern von Tochterunternehmen einrechnet, soll von 360 Millionen im Vorjahr auf bis zu 430 Millionen Euro steigen.

Darin ist der Gewinn aus dem geplanten Verkauf der Anteile am Flughafen Hannover noch nicht enthalten. Dieser soll das Ebitda um 25 Millionen und das Konzernergebnis um rund 77 Millionen Euro nach oben treiben. Die international aufgestellte Fraport AG gibt damit ihre einzige Beteiligung an einem Flughafen im Inland auf.

Der Flughafen ächzt mit seinen beiden in die Jahre gekommenen Terminals unter dem hohen Passagierandrang. Die Lufthansa als wichtigste Kundin hat sich bereits häufiger über Staus an den Sicherheitskontrollen und langwierige Prozesse beschwert. Am Dienstag musste ein großer Teil des Terminals 1 wegen einer Panne bei der Personenkontrolle für mehrere Stunden geräumt werden.

An dem an der Börse mit 7,4 Milliarden Euro bewerteten Unternehmen ist das Land Hessen mit 31 Prozent, die Stadt Frankfurt mit 20 Prozent und die Lufthansa mit rund acht Prozent beteiligt. Fraport war 2001 von dem damaligen Eigentümern Hessen, Frankfurt und dem Bund für 35 Euro die Aktie an die Börse gebracht. Der Bund stieg 2005 ganz aus - die Lufthansa ist seit dem gleichen Jahr beteiligt. Anfang des Jahres hatte die Aktie mit 97,26 Euro den bisher höchsten Stand erreicht - seitdem ging es aber um fast ein Fünftel auf Kurse knapp unter 80 Euro nach unten./stw/ceb/fba