FRANKFURT (dpa-AFX) - Nach der Gewinnwarnung geht die Talfahrt bei den Aktien der Lufthansa am Dienstag nach Abstufungen weiter. Am Mittag verlor das Papier knapp 4 Prozent an Wert, nachdem es bereits am Montag um fast 12 Prozent eingeknickt war. Immer mehr Analysten rückten zuletzt von ihrer Kaufempfehlung ab.

Das Lufthansa-Management hatte seine Gewinnprognose am Wochenende deutlich gekappt. Operativ geht die Airline für 2019 demnach von einem deutlich niedrigeren Gewinn aus. Die Gründe liegen nach Konzernangaben unter anderem im heftigen Preiskampf in Europa, den vor allem aggressive Billig-Wettbewerber anfachen würden. Auch im Frachtgeschäft laufe es schlechter als gedacht. Und abseits vom laufenden Geschäft kommen rückwirkend womöglich noch höhere Steuerzahlungen hinzu. Dazu gesellen sich neue Tarifkonflikte mit der Flugbegleiter-Gewerkschaft Ufo.

Während viele Analysten am Montag noch bei ihren Empfehlungen zum Kauf oder Halten der Aktie geblieben waren, wendete sich das Blatt am Dienstag. Mehr und mehr Experten senkten zuletzt den Daumen, darunter die Frankfurter Investmentbank Oddo BHF, das US-Analysehaus CFRA, die französische Großbank Societe Generale (SocGen) und die britische Investmentbank HSBC. Noch mehr Institute revidierten zudem ihre Kursziele nach unten.

Für Oddo-Analyst Yan Derocles ist die Lufthansa-Aktie nun, zumindest auf Sicht von einigen Monaten, "totes Kapital". Er sei vom Ausmaß der Gewinnwarnung überrascht gewesen. SocGen-Analyst Michael Kuhn erklärte, dass der härtere Wettbewerb in der Kurzstrecke sicherlich schon vor der Gewinnwarnung bekannt war. Doch auch er habe nicht mit solch starken Auswirkungen gerechnet. Die strukturelle Errungenschaft der Lufthansa in den letzten zehn Jahren - das Kurzstreckengeschäft profitabel zu machen - sei nun vorerst wieder hin.

Mit Blick auf den bevorstehenden Kapitalmarkttag Ende Juni erwartet Analyst Neil Glynn von der Schweizer Bank Credit Suisse nun ein Strategie-Update zur Eurowings-Tochter. Er schätzt, dass erhoffte Kostensenkungen dann am Markt gut ankommen sollten, weswegen er an seiner positiven Einstufung festhielt. Nicht alle Analysten glauben aber gleichermaßen an ein schnelles Einsparpotential bei der Billig-Airline.

Während sich das Lufthansa-Papier am Montag etwas unterhalb der 16-Euro-Marke bewegte, pendelte es am Dienstagmittag nur noch um 15 Euro. Sollte die Aktie bis auf rund 12 Euro fallen, wären die seit Anfang 2017 erzielten Kursgewinne wieder dahin. 2017 hatte die Air-Berlin-Pleite den Kranich-Papieren noch starken Auftrieb verliehen. Anleger versprachen sich vom Ausstieg des Konkurrenten unter anderem höhere Ticketpreise. Bis Anfang 2018 folgte eine steile Rally bis auf ein Rekordhoch von 31,26 Euro.

Seitdem haben die Anteilsscheine nun schon mehr als die Hälfte ihres Wertes eingebüßt. Beobachter fürchten mittlerweile sogar um den künftigen Verbleib der Airline im deutschen Leitindex Dax. Analyst Uwe Streich von der Landesbank Baden-Württemberg sieht dafür jedoch "keine akute Gefahr"./kro/la/jha/