Basel (awp) - Lonza ist auf zwei unterschiedlichen Beinen unterwegs. Auf einem starken und einem schwachen. Nun wird der Pharmazulieferer erst einen neuen Konzernchef benennen, um sich dann der Zukunft seiner schwächelnden Chemiesparte zu widmen.

Denn das Glanzstück bei Lonza ist und bleibt das Segment Pharma Biotech & Nutrition, das unter anderem Pharmakonzerne mit Wirkstoffen für Medikamente beliefert. Hier kletterten die Verkäufe im Geschäftsjahr 2019 um 11 Prozent auf 4,17 Milliarden Franken und Betriebsgewinn um 10 Prozent auf 1,37 Milliarden.

Die Sparte lieferte damit den Löwenanteil zu Lonzas Umsatz und Gewinn. Insgesamt steigerte das Unternehmen die Verkäufe um 6,8 Prozent auf 5,92 Milliarden Franken. Davon blieben 1,62 Milliarden Franken als Betriebsgewinn vor Rückstellungen und Restrukturierungskosten, das sind 7,2 Prozent mehr als im Vorjahr.

Unter dem Strich schrieb Lonza einen Reingewinn von 763 Millionen Franken, das sind 16 Prozent mehr als im Vorjahr. Dennoch soll die Dividende stabil bei 2,75 Franken je Aktie bleiben.

Fokus auf Pharma Biotech & NUTRITION

"Unser langfristiger Fokus liegt eindeutig auf Pharma Biotech & Nutrition", erklärte VR-Präsident Albert Baehny am Dienstag vor den Medien. Eine der wichtigsten Prioritäten des Management sei es nun, darüber zu befinden, was mit der Sparte "Specialty Ingredients" passiert.

Denn das Geschäft mit Zusatzstoffen wie Agrochemikalien oder Holzschutzmittel schwächelt. In Zahlen ausgedrückt sank bei LSI der Umsatz um 3,2 Prozent auf 1,69 Milliarden Franken und der operative Gewinn ging um 0,3 Prozent auf 302 Millionen zurück.

Speziell erwähnt wurden eine tiefere Nachfrage aus der Automobilindustrie und der Landwirtschaft. Immerhin konnte die Sparte den Abwärtstrend gegen Ende des ersten Halbjahres 2019 bremsen.

Die organisatorische Abspaltung von LSI hatte Lonza bereits letzten Sommer eingeleitet. Der im Finanzjargon als "Carve out" bezeichnete Vorgang soll Mitte 2020 durch sein. "Wir haben kaum Synergien zwischen den beiden Segmenten", begründete Baehny den Schritt.

Diesem fallen vier verschiedene Optionen für LSI ein: "Wir behalten das Geschäft, wir verkaufen es, spalten es ab oder bringen es an die Börse". Wann Lonza sich zu einer Entscheidung durchringen wird, steht noch in den Sternen. "Wir haben keine Eile", betonte Baehny.

Neuer CEO bis Mai

Zumal der Verwaltungsrats-Präsident noch eine wichtige Personalie zu erledigen hat: Seit zwei Monaten braucht Lonza einen neuen CEO. Mitte November hatte Marc Funk überraschend nach nur acht Monaten im Amt seinen Hut genommen - offiziell "aus persönlichen Gründen". Seither übt Baehny interimistisch auch diese Funktion aus.

Die Lücke soll in den nächsten Monaten geschlossen werden. "Wenn der Prozess gut läuft, können wir den neuen CEO Ende Mai nennen", erklärte Baehny. Die "Shortlist" umfasse mittlerweile nur noch sechs Namen. "Diesmal muss es stimmen", meinte der VR-Präsident mit Blick zurück.

Und eines ist bereits heute klar: Der neue Lonza-Chef wird nicht aus den eigenen Reihen kommen. Baehny hat nur noch externe Kandidaten auf seiner Liste. Funk war als vormaliger Chef der Pharma-Sparte noch ein Eigengewächs.

3000 Mitarbeitende bei LSI

Ob behalten, verkaufen oder an die Börse bringen: Die Zukunft der Chemiesparte betrifft rund 3000 der 15'500 Lonza-Mitarbeitenden. Eine besondere Rolle kommt dabei dem Stammwerk in Visp VS zu.

Dort beschäftigt Lonza rund 700 Personen in der LSI-Sparte und 2200 sind für den Pharma-Teil tätig. Daneben hat Lonza nur noch eine einige andere "gemeinsame" Produktionsstätte - in China.

Im Total zählt Lonza 100 Standorte weltweit, dass schliesst Büros, Labore und die Fertigung ein. Davon sind 32 Standorte nur bei LSI angesiedelt.

Börse freut sich

An der Börse gab es Applaus - die Lonza-Papiere gewannen bis zum Handelsschluss 7,5 Prozent. Analysten sprachen von "herausragenden" Jahreszahlen.

ra/rw