LONDON (awp international) - Die während der Finanzkrise verstaatlichte britische Grossbank Royal Bank of Scotland (RBS) erholt sich weiter. Im ersten Quartal verdiente das Geldhaus unterm Strich 792 Millionen Pfund (912 Mio Euro) und damit drei Mal soviel wie ein Jahr zuvor, wie die RBS am Freitag in London mitteilte. Damit rücke auch die Wiederaufnahme von Dividendenzahlungen näher, hiess es. Im frühen Handel bewegte sich der Kurs aber kaum.

Die von der Bank selbst befragten Analysten waren von einem deutlich geringeren Anstieg ausgegangen. Neben höher als erwarteten Einnahmen punktete die RBS aber vor allem mit deutlich geringeren Kosten. Insbesondere der Umbau verschlang weniger Geld als im Vorjahr; auch die Ausgaben für Rechtsstreitigkeiten sanken.

Bankchef Ross McEwan hat das Ziel, die Bank weniger komplex und vor allem kostenbewusster zu machen. Er schliesst zahlreiche Filialen und investiert stark in digitale Angebote. Das risikoreiche Investmentbanking soll der Vergangenheit angehören, stattdessen konzentriert sich die Bank auf das klassische Privat- und Firmenkundengeschäft in der Heimat.

Der Wandel hat einen Grund: Der Staat hatte im Krisenjahr 2008 insgesamt 45,5 Milliarden Pfund in die Bank gepumpt, um sie zu retten. Aktuell hält die Regierung noch etwas mehr als 70 Prozent der Aktien. Beim Konkurrenten Lloyds , der in der Finanzkrise ebenfalls mit Steuergeld gerettet werden musste, konnte sich der Staat inzwischen wieder zurückziehen und das mit einem Gewinn.

Die Sanierung der RBS ist ein Langzeitprojekt. 2017 hatte die Bank erstmals seit zehn Jahren wieder Geld verdient. Zuvor hatte die britische Grossbank infolge der Finanzkrise, fragwürdiger Geschäftspraktiken, wilder Spekulationen und einer missglückten Übernahme einen Verlust von rund 58 Milliarden Pfund angehäuft.

Im März konnte die RBS noch einen wichtigen Rechtsstreit aus der Welt schaffen: In einem Vergleich mit dem New Yorker Generalstaatsanwalt Eric Schneiderman räumte die Bank ein, Investoren falsche Versprechungen beim Verkauf von Hypothekenpapieren gemacht zu haben. Dafür büsste sie mit 500 Millionen Dollar. Zu diesem Zweck hatte die RBS aber bereits im Schlussquartal 2017 finanzielle Vorsorge getroffen. Eine Untersuchung des US-Justizministeriums wegen Hypotheken-Papieren läuft allerdings noch./das/kro /jha/