MÜNCHEN (dpa-AFX) - Der vor der Fusion mit Praxair stehende Linde-Konzern hat 2017 von besser laufenden Geschäften in Europa und Asien profitiert. Zudem lief es im kleineren Anlagenbau besser. Allerdings bekam Linde den Preisdruck im US-Gesundheitswesen zu spüren. Zudem belastete der schwächere US-Dollar. Der Umsatz legte 2017 um 1,0 Prozent auf 17,1 Milliarden Euro zu, wie die im Dax notierte Gesellschaft am Donnerstag in München mitteilte.

Unter dem Strich blieb ein Gewinn nach Minderheiten von 1,4 Milliarden Euro. Das waren gut 16 Prozent mehr als ein Jahr zuvor. Hier profitierte Linde von der US-Steuerreform. Aufgrund des niedrigeren Körperschaftsteuersatzes habe das Unternehmen die erwarteten Steuerzahlungen, die nun niedriger ausfallen, neu bewertet. Daraus resultiere ein positiver Effekt in Höhe von 250 Millionen Euro, hieß es. Im Gegenzug belasteten Kosten für den Umbau, aber auch für die geplante Fusion mit dem US-Konkurrenten Praxair. Die Aktie trat im frühen Handel auf der Stelle.

"Beim geplanten Zusammenschluss mit Praxair liegen wir zeitlich weiterhin im Plan", sagte Unternehmenschef Aldo Belloni laut Mitteilung. Da die Aktionäre dem Vorhaben bereits zugestimmt haben, kann die Fusion nur noch an zu hohen Auflagen oder dem Veto der Kartellbehörden scheitern. Von den neun für den Zusammenschluss nötigen Wettbewerbsbehörden stimmte bislang nur Russland zu. Neben Mexiko, China, Südkorea, Kanada, Brasilien und Indien fehlen noch die Zustimmungen aus der EU und den USA.

Die EU hatte die Prüfung der Fusion kürzlich bis 18. Juli verlängert. Sie verlangt Zugeständnisse von den beiden Fusionspartnern, damit sie zusammen keine zu große Marktmacht haben werden. Linde ist bereit, Unternehmensteile abzugeben. "Linde befindet sich in konstruktiven Gesprächen mit den entsprechenden Behörden und parallel mit potenziellen Käufern", hieß es weiter. Bei zu hohen Auflagen haben sich Linde und Praxair einen Rückzieher vorbehalten. Dies wäre der Fall, wenn die Verkäufe beim Umsatz 3,7 Milliarden Euro oder beim operativen Gewinn (Ebitda) 1,1 Milliarden Euro übersteigen würden. Linde zeigt sich aber weiterhin optimistisch, die Fusion im zweiten Halbjahr 2018 abzuschließen.

Im Juni hatten beide Unternehmen den Zusammenschluss zum größten Industriegaskonzern der Welt besiegelt. Als neuer Weltmarktführer für Industriegase mit 66 Milliarden Euro Börsenwert, 80 000 Mitarbeitern und 27 Milliarden Euro Umsatz erhofft sich der künftig von Praxair-Chef Steve Angel in den USA geführte neue Konzern Synergien von mehr als 1 Milliarde Euro. Die IG Metall befürchtet den Verlust von Arbeitsplätzen und Mitbestimmungsrechten.

Für das laufende Jahr peilt Linde beim währungsbereinigten Umsatz einen einen Zuwachs von bis zu vier Prozent an. Der operative Gewinn (Ebitda) könnte bis zu fünf Prozent zulegen. Sollte es allerdings schlecht laufen, dann könnten beide Kennziffern auf dem Niveau von 2017 verharren, räumte das Unternehmen ein. Insgesamt rechnet Linde 2018 mit Kosten im Zusammenhang mit der geplanten Praxair-Fusion in Höhe von rund 150 Millionen Euro, nach 93 Millionen Euro im Vorjahr./mne/bgf/jha/

Unternehmen im Artikel: Linde Group (The), LINDE