Die künftigen Partner trafen am Mittwoch erste Vorkehrungen, um die Aktie der Linde AG nach dem Zusammenschluss von der Börse zu nehmen. Das war zwar schon im Fusionsvertrag vereinbart, gab den Anlegern aber die Zuversicht, dass Linde und Praxair die Hürden, die aus Sicht der Kartellbehörden noch im Weg stehen, für überwindbar halten. "Bei so einer Mitteilung gehen viele davon aus, dass ein Zusammenschluss in greifbarer Nähe ist", sagte ein Händler. Linde bekräftigte bei der Vorlage der Zahlen zum ersten Quartal, beide Partner erwarteten, dass die Genehmigungen so rechtzeitig vorlägen, dass die Fusion im zweiten Halbjahr vollzogen werden könne.

Die Linde AG und Praxair sollen dabei auf die neue Linde plc verschmolzen werden, die den Konzern von London aus lenken soll. 92 Prozent der bisherigen Linde-Aktionäre haben ihre Papiere zum Umtausch eingereicht. Diese stiegen am Mittwoch um 5,4 Prozent auf 182 Euro. Die übrigen Anteilseigner setzen auf ein lukratives Abfindungsangebot, damit die Linde AG vom Kurszettel gestrichen werden kann. Für diese Zwangsabfindung (Squeeze-Out) reicht nach einer Fusion ein Anteil von 90 Prozent. Die nicht eingereichten Aktien schossen um acht Prozent in die Höhe. Der Linde-Vorstand setzt darauf, dass auch die neue Linde plc im deutschen Leitindex Dax gelistet wird. Dazu müssen mindestens 30 Prozent der Aktien in Frankfurt gehandelt werden.

Linde und Praxair verhandeln mit den Kartellbehörden in Brüssel, den USA und anderen Regionen über Zugeständnisse, um grünes Licht zu erhalten. Sie haben der EU-Kommission bereits den Verkauf von Unternehmensteilen angeboten, sich aber vorbehalten, einen Rückzieher zu machen, wenn sie wegen der Auflagen mehr als 3,7 Milliarden Euro Umsatz oder 1,1 Milliarden Euro operativen Gewinn (Ebitda) abgeben müssten. Erste Angebote von Konkurrenten und Finanzinvestoren liegen bereits vor. "Linde befindet sich in konstruktiven Gespräche mit den entsprechenden Behörden und parallel dazu mit potenziellen Käufern", hieß es in der Mitteilung. Die Zeit drängt: Der Zusammenschluss muss bis zum 24. Oktober unter Dach und Fach sein. Die EU hat sich für ihre Prüfung bis zum 9. August Zeit genommen.

Operativ sieht sich Linde vor der Fusion in guter Form. Zwar ging der Umsatz im ersten Quartal wegen des schwachen Dollar um acht Prozent auf 4,04 Milliarden Euro zurück. Vor allem in den USA und in Asien machten sich die Währungseffekte bemerkbar. Der operative Gewinn (Ebitda) legte im ersten Quartal aber um 3,8 Prozent auf 1,08 Milliarden Euro zu. Ohne Währungseffekte hätte sogar ein Plus von zwölf Prozent zu Buche gestanden. Analysten hatten einen Rückgang erwartet. "Wir sind erneut gewachsen und haben unsere Profitabilität deutlich gesteigert", sagte Vorstandschef Aldo Belloni. Effizienzsteigerungen und die gute Konjunktur hätten die Rendite kräftig nach oben getrieben.

Auch unter dem Strich stand von Januar bis März ein höherer Gewinn von 384 (Vorjahr: 311) Millionen Euro, obwohl die Kosten der Fusion sich auf 122 Millionen verdreifachten. Für das gesamte Jahr 2018 erwartet Linde - um Währungs- und Bilanzierungseffekte bereinigt - weiterhin ein Umsatzplus von bis zu vier Prozent. Der Betriebsgewinn soll währungsbereinigt um bis zu fünf Prozent steigen.