(Neu: Schlusskurs)

FRANKFURT (dpa-AFX) - Die Leoni-Aktien haben sich am Montag nach pessimistischen Konzernaussagen zur Geschäftsentwicklung erneut in den freien Fall begeben. Die bereits Anfang 2018 begonnene steile Talfahrt beschleunigte sich zu Wochenbeginn nochmals. In der Spitze ging es um mehr als 20 Prozent bergab auf den tiefsten Stand seit 2010. Davon konnten sie sich kaum erholen: Am Ende waren sie immer noch um 19,7 Prozent auf 17,74 Euro abgesackt.

"Oh, schon wieder eine Gewinnwarnung", titelte Bankhaus-Lampe-Analyst Christian Ludwig in seiner aktuellen Studie. Das Unternehmen scheine in größeren Schwierigkeiten zu stecken als bereits bekannt. Der Experte hält eine sehr verwässernde Kapitalerhöhung für fast unausweichlich. Der Kursabsturz ließ die Autobranche hingegen weitgehend kalt. Die Probleme von Leoni erschienen hausgemacht, so ein Börsianer.

In den ersten zwei Monaten des Jahres 2019 habe sich die anhaltend schwierige Situation in unerwartetem Umfang fortgesetzt, hieß es in einer am Sonntagabend verbreiteten Mitteilung des Unternehmens. Leoni will mit einem Sparprogramm gegensteuern. Die schlechte Entwicklung hat zur Folge, dass Finanzvorstand Karl Gadesmann per sofort seinen Hut nimmt. Seine Aufgaben werden zunächst durch Vorstandschef Aldo Kamper übernommen. Am Ausblick für das laufende Jahr hält das Unternehmen nicht mehr fest.

Seit Jahresanfang summiert sich das Minus für die Leoni-Papiere nun auf mehr als 40 Prozent. Dieser Abschlag bedeutet den letzten Platz im SDax, der seit vergangenem September auf 70 Werte aufgestockt ist.

Der zuletzt vorsichtige Stabilisierungsversuch ist mit dem aktuellen Kursrutsch gescheitert. Von ihrem vor etwas mehr als einem Jahr erreichten Rekordniveau über 66 Euro haben die Leoni-Anteile inzwischen mehr als 70 Prozent eingebüßt.

Analyst Sascha Gommel von der Credit Suisse zeigte sich verwundert darüber, wie schnell sich die operative Entwicklung bei Leoni in den letzten Monaten verschlechtert habe. Zudem hat Gommel den Eindruck, das Management habe Schwierigkeiten, das Ausmaß der Probleme zu erfassen.

Auch andere Analysten äußerten sich negativ zu den neuen Entwicklungen bei Leoni. Julian Radlinger von der Schweizer Großbank UBS bemängelte, dass es bislang keine Aussagen über das konkrete Ausmaß der Probleme und Belastungen gebe. Er votiert weiter mit "Sell". In diesem Jahr könnte Leoni beim Gewinn vor Zinsen und Steuern an der Verlustgrenze landen, schrieb er.

DZ-Bank-Experte Michael Punzet glaubt zwar, dass das von Leoni nun eingeleitete Strategieprogramm Value 21 die Probleme großteils adressiere, die daraus erwarteten positiven Effekte sich aber erst mittelfristig einstellen dürften.

Leoni will mit einem Sparprogramm die strukturellen Kosten bis 2022 um 500 Millionen Euro im Vergleich zu 2018 senken. Dafür sollen 2000 Arbeitsplätze vor allem in der Verwaltung wegfallen, 500 davon in Hochlohnländern. Zudem verhängt das Unternehmen einen Einstellungsstopp. Gehaltserhöhungen werden bei außertariflich bezahlten sowie leitenden Angestellten aufgeschoben./ajx/tih/mis/nas