(Das Stück wurde mit Analysten- und Händlerstimmen aktualisiert.)

FRANKFURT (dpa-AFX) - In den Köpfen der Aktionäre des kriselnden Autozulieferers Leoni spukt weiterhin das Gespenst einer möglichen Kapitalerhöhung herum. Daran änderte am Mittwoch auch die angekündigte mögliche Trennung von der Sparte für die Produktion von Kabeln und Verbindungslösungen (WCS) nichts. Analyst Alexander Wahl vom Investmenthaus Mainfirst befürchtet, dass im aktuellen Marktumfeld kein besonders hoher Preis erzielt werde.

Der Kurs der Anteilsscheine fiel am Mittwochvormittag um 1,83 Prozent auf 13,44 Euro. Im frühen Handel war die Aktie noch deutlich gestiegen, Anleger zeigten sich zunächst von den Plänen angetan.

So bereitet Leoni für den Geschäftsbereich WCS einen Börsengang oder eine Veräußerung, einschließlich der Option eines Anteilsverkaufs, vor. Der Fokus soll künftig nur noch auf der Entwicklung des zuletzt defizitären Bordnetzbereichs (WSD) liegen. Analyst Jose Asumendi von der US-Bank JPMorgan sieht darin einen wichtigen strategischen Schritt. Beide Unternehmensbereiche hätten dann mehr operative Freiheiten und die WCS-Sparte hätte die Möglichkeit, ihr volles Potenzial auszuschöpfen.

Mainfirst-Analyst Wahl monierte indes, dass die operativen Probleme und Verluste der vergangenen Jahre vor allem in der bei Leoni verbleibenden Bordnetzsparte aufgetreten seien. Die Franken würden also seiner Meinung nach jetzt ihr Tafelsilber verkaufen wollen.

So kämpft der Konzern schon länger mit der schwachen Autoindustrie, aber auch mit hausgemachten Problemen. So haperte es etwa beim Produktionsbeginn eines Werkes im mexikanischen Merida. Auch konnte die Auftragslage lange nicht bewältigt werden, was zu hohen Sonderkosten für Personal und Frachten führte. Zuletzt gab es hier aber Fortschritte.

Experten hatten allerdings bereits nach Leonis Rutsch in die Verlustzone im ersten Quartal auf finanzielle Engpässe verwiesen. Analyst Daniel Kukalj von der Quirin Bank ging im Mai davon aus, dass das Unternehmen den Kapitalmarkt anzapfen und sich frisches Geld über eine Kapitalerhöhung beschaffen müsse. Untermauert wird das nun durch Äußerungen Leonis, weiter am "bestehenden Refinanzierungsbedarf" zu arbeiten und dabei alle Optionen in Betracht zu ziehen.

Das spielt laut einem Händler auch den zahlreichen Spekulanten in die Karten, die seit Monaten auf fallende Kurse setzten. Sie warteten nun wohl erst einmal ab und deckten sich noch nicht in größerem Stil mit Aktien ein. Solche Deckungskäufe können dann schnell zu einer regelrechten Kursexplosion führen, da sogenannte Leerverkäufer bei anziehenden Kursen unter Zugzwang geraten können und Papiere kaufen müssen.

Angesichts der zahlreichen Probleme bei Leoni ist die Aktie schon länger auf Talfahrt. Seit dem Rekordhoch von 66,20 Euro Anfang 2018 haben die Papiere rund vier Fünftel ihres Wertes eingebüßt. Zuletzt pendelten sie zwischen 13 bis 15 Euro. Das ist das tiefste Niveau seit rund einem Jahrzehnt.

Infolge des Kursverfalls musste Leoni 2018 auch seinen Platz im Index der mittelgroßen Werte MDax räumen und stieg in den Nebenwerte-Index SDax ab. Aktuell bringt es das Unternehmen an der Börse nur noch auf einen Wert von weniger als einer halben Milliarde Euro./mis/zb/eas/stk