FRANKFURT (dpa-AFX) - Die US-Investmentbank Merrill Lynch traut der europäischen Chemiebranche 2018 ein weiteres gutes Jahr zu. Nach einem starken Vorjahr habe das positive Überraschungspotenzial allerdings abgenommen, schrieb Analystin Stephanie Bothwell in der am Donnerstag vorliegenden Studie. So seien sich die meisten Marktbeobachter der anhaltend robusten Nachfrage, der hohen Kapazitätsauslastung und des kontinuierlichen Margenwachstums mittlerweile bewusst. Deshalb sei bei aller Zuversicht eine insgesamt etwas vorsichtigere Einschätzung angebracht.

Bei allem verhaltenen Optimismus gibt es Branchenvertreter, bei denen die Experten etwas mehr Potential vermuten als bei anderen. So hat Bothwell den Gasekonzern Linde als ihren "Top-Pick" auserkoren, da nach der geplanten Fusion mit dem US-Wettbewerber Praxair etwa eine spürbare Verbesserung der Gewinnspanne und hohe Renditen für die Aktionäre zu erwarten seien. Bei einem Kursziel von 240 (Kurs 197,95) Euro rät die Expertin zum Kauf der Aktien.

Auch beim niederländischen Farbenkonzern Akzo Nobel ist laut Bothwell wieder mehr Optimismus hinsichtlich der Umsatzerwartungen spürbar. Die Preise entwickelten sich in eine positive Richtung und der Spezialchemiebereich könnte bei der momentan unterbewerteten Aktie durchaus noch als Kurstreiber fungieren. Nachdem sie die Papiere bisher mit "Neutral" eingestuft hatte, votiert sie nun ebenfalls mit "Kaufen".

Zugreifen würde die Analystin zudem beim Spezialchemiekonzern Lanxess , dessen Umsätze zunehmend von einer Neuausrichtung hin zu hochwertigeren Zusatzstoffen profitierten. Nach der erfolgreichen Übernahme des US-amerikanischen Unternehmens Chemtura gewinne der Markt aktuell Vertrauen in die Margenentwicklung.

Etwas zurückhaltender äußerte sich Bothwell zu den Aktien von BASF , die zwar vom globalen Konjunkturaufschwung profitieren dürften, mittlerweile aber fair bewertet seien. Daher stuften sie die Papiere von "Buy" auf "Neutral" ab.

Risiken in Bezug auf die Rohstoffpreise gebe es bei Evonik , was die Gewinn- und Cashflow-Erwartungen drücken könnte. Merrill Lynch stufte die Papiere daher von "Neutral" auf "Underperform" ab. Eine weitere Abstufung erfolgte bei den Aktien des Schweizer Chemiekonzerns Clariant . Nach dem guten Lauf der vergangenen Monate erschienen auch sie mittlerweile ausreichend hoch bewertet./kro/mis/jha/

Unternehmen im Artikel: Lanxess AG, AkzoNobel, Linde AG