KÖLN (awp international) - Der Spezialchemiekonzern Lanxess hat nach der Übernahme des US-Unternehmens Chemtura ein Rekordergebnis erzielt. Im neuen Jahr soll der Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) sowie vor Sondereinflüssen weiter steigen, dann aber ohne das Kautschuk-Gemeinschaftsunternehmen Arlanxeo. Hier deutet sich eine Trennung an: Das Joint Venture wird ab dem zweiten Quartal als nicht-fortgeführtes Geschäft ausgewiesen, wie der MDax -Konzern am Donnerstag in Köln mitteilte. Eine konkrete Ergebnisprognose will Lanxess mit den Zahlen zum ersten Quartal im Mai veröffentlichen.

2017 lag diese Kennzahl ohne Arlanxeo bei 925 Millionen Euro. Mit Arlanxeo waren es knapp 1,3 Milliarden Euro - ein Plus von fast 30 Prozent im Vergleich zum Vorjahr und so viel wie nie zuvor. Der Umsatz legte um ein Viertel auf 9,7 Milliarden Euro zu. Die Erwartungen von Analysten wurden damit erfüllt. Die Aktie geriet im frühen Handel stark unter Druck. Sie büsste zum Start mehr als vier Prozent an Wert ein. Ein Händler monierte den Ausblick. Der überzeuge nicht gerade, zumal Lanxess von einem guten Jahresstart gesprochen habe.

"Wir haben mit Chemtura unsere bisher grösste Akquisition erfolgreich abgeschlossen und auch darüber hinaus die Qualität des Portfolios weiter signifikant verbessert", sagte Lanxess-Chef Matthias Zachert laut Mitteilung. Die Kölner hatten den Kauf des Herstellers von Flammschutz- und Schmierstoffzusätzen im April vergangenen Jahres abgeschlossen.

Die Integration von Chemtura kostete aber zunächst einmal. Hinzu kam eine einmalige Belastung durch die US-Steuerreform. Unter dem Strich verdiente Lanxess daher mit 87 Millionen Euro fast 55 Prozent weniger als im Vorjahr. Bereinigt um diese und einige andere Effekte legte der Überschuss um 54 Prozent auf 379 Millionen Euro zu. Anlegern winkt nun eine um 10 Cent auf 0,80 Euro je Aktie angehobene Dividende.

Rund liefen die Geschäfte vor allem in den Bereichen, in denen Chemtura aufging. Das operative Ergebnis im Geschäft mit chemischen Zwischenprodukte für die Industrie und Wirkstoffen (Advanced Intermediates) stieg hingegen wegen einer schwachen Nachfrage im Agrobereich und dem starken Euro nur leicht. Ein starker Euro kann den Export erschweren. Zudem bleibt nach der Umrechnung von in anderen Währungen erzielten Gewinnen dann weniger in Euro übrig.

Beim Kunstkautschuk-Hersteller Arlanxeo machten sich 2017 ein harter Wettbewerb, der im Vergleich zum Euro schwache Dollar und hohe Rohstoffpreise bemerkbar. Auch in dieser Sparte stieg der operative Gewinn trotz eines Umsatzsprungs nur leicht. Für 2018 will Lanxess nun aber ohne das Gemeinschaftsunternehmen bilanzieren.

Im Zuge der Neuausrichtung hatte Lanxess-Chef Matthias Zachert das stark schwankende Geschäft mit synthetischem Kautschuk für die Reifen- und Autoindustrie in das Joint-Venture Arlanxeo mit dem weltgrössten Öl- und Energiekonzern Saudi Aramco eingebracht.

Zachert will den Konzern in den kommenden Jahren profitabler machen. Das Ziel einer durchschnittlichen Ebitda-Marge vor Sondereffekten zwischen 14 und 18 Prozent ab 2021 wurde bestätigt. Im abgelaufenen Jahr war diese von 12,9 auf 13,3 Prozent gestiegen.

Erreicht werden soll das auch mit einem stärkeren Fokus auf die Spezialchemie. So kauften die Kölner jüngst das Geschäft mit Phosphor-Zusatzstoffen vom Wettbewerber Solvay in den USA. Sie gelten auch als Interessent am Spezialchemiegeschäft des niederländischen Konzerns Akzo Nobel . Zudem wurde zuletzt über einen Verkauf des industriellen Wasserfiltergeschäfts spekuliert./mis/nas/jha/