(Neu: Aussagen aus der Bilanz-PK, Analysteneinschätzung der UBS)

KÖLN (dpa-AFX) - Der Spezialchemiekonzern Lanxess hat nach der Übernahme des US-Unternehmens Chemtura ein Rekordergebnis erzielt. Im neuen Jahr soll der Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) sowie vor Sondereinflüssen leicht steigen, wenn man das Kautschuk-Gemeinschaftsunternehmen Arlanxeo beiseitelässt. Das Joint Venture wird ab dem zweiten Quartal als nicht-fortgeführtes Geschäft ausgewiesen, wie das Unternehmen am Donnerstag in Köln mitteilte. Hier könnte sich also mittel- bis langfristig eine Trennung andeuten, wenngleich die Besitzverhältnisse bis 2021 unverändert bleiben sollen. Eine konkrete Ergebnisprognose will Lanxess dabei erst mit den Zahlen zum ersten Quartal im Mai veröffentlichen.

Die Resultate hätten teils leicht über den Erwartungen gelegen, doch enttäusche der Ausblick, erklärte Analyst Patrick Rafaisz von der schweizerischen Bank UBS. Die Aktie geriet unter Druck. Sie büßte im frühen Handel mehr als viereinhalb Prozent ein. Gegen Mittag war sie mit einem Minus von 4,05 Prozent auf 64,52 Euro das Schlusslicht im Index der mittelgroßen Werte MDax.

Inklusive Arlanxeo legte das Ebitda vor Sondereinflüssen 2017 um fast 30 Prozent auf den Rekordwert von knapp 1,3 Milliarden Euro zu. Ohne Arlanxeo waren es 925 Millionen. Der Umsatz stieg um ein Viertel auf 9,7 Milliarden Euro. Einen wesentlichen Beitrag lieferte der Hersteller von Flammschutz- und Schmierstoffzusätzen Chemtura, dessen Übernahme im April vergangenen Jahres abgeschlossen worden war. "Wir haben mit Chemtura unsere bisher größte Akquisition erfolgreich abgeschlossen und auch darüber hinaus die Qualität des Portfolios weiter signifikant verbessert", sagte Lanxess-Chef Matthias Zachert.

Die Integration von Chemtura kostete aber zunächst einmal. Hinzu kam eine einmalige Belastung durch die US-Steuerreform. Unter dem Strich verdiente Lanxess mit 87 Millionen Euro fast 55 Prozent weniger als im Vorjahr. Bereinigt um diese und einige andere Effekte legte der Überschuss um 54 Prozent auf 379 Millionen Euro zu. Anlegern winkt nun eine um 10 Cent auf 0,80 Euro je Aktie angehobene Dividende.

Rund liefen die Geschäfte vor allem in den Bereichen, in denen Chemtura aufging. Das operative Ergebnis im Geschäft mit chemischen Zwischenprodukten für die Industrie und mit Wirkstoffen (Advanced Intermediates) stieg hingegen wegen einer schwachen Nachfrage im Agrobereich und dem starken Euro nur leicht. Ein starker Euro kann den Export erschweren. Zudem bleibt nach der Umrechnung von in anderen Währungen erzielten Gewinnen dann weniger in Euro übrig. Der starke Euro bleibt auch 2018 ein Thema. Für das Agro-Geschäft ist Zachert zuversichtlich: Der Markt dürfte das Tief hinter sich haben und im zweiten Halbjahr dürfte es dann wieder aufwärts gehen.

Bei Arlanxeo machten sich 2017 ein harter Wettbewerb, der im Vergleich zum Euro schwache Dollar und hohe Rohstoffpreise bemerkbar. Auch in dieser Sparte stieg der operative Gewinn trotz eines Umsatzsprungs nur leicht. Im Zuge der Neuausrichtung hatte Lanxess-Chef Matthias Zachert das stark schwankende Geschäft mit synthetischem Kautschuk für die Reifen- und Autoindustrie in das Joint-Venture Arlanxeo mit dem weltgrößten Öl- und Energiekonzern Saudi Aramco eingebracht.

Zachert will den Konzern in den kommenden Jahren noch profitabler machen. Das Ziel einer durchschnittlichen Ebitda-Marge vor Sondereffekten zwischen 14 und 18 Prozent ab 2021 wurde bestätigt. Im abgelaufenen Jahr war diese von 12,9 auf 13,3 Prozent gestiegen.

Erreicht werden soll das auch mit einem stärkeren Fokus auf die Spezialchemie. So kauften die Kölner jüngst das Geschäft mit Phosphor-Zusatzstoffen vom Wettbewerber Solvay in den USA. Sie gelten auch als Interessent am Spezialchemiegeschäft des niederländischen Konzerns Akzo Nobel , der im zweiten Quartal über einen Verkauf entscheiden will. Zudem wurde zuletzt über einen Verkauf des industriellen Wasserfiltergeschäfts spekuliert./mis/nas/fba