Zürich (awp) - Bei den Aktien von LafargeHolcim sorgen die unter den Schätzungen ausgefallenen Quartalszahlen für Druck auf den Aktienkurs. Damit nehmen die Titel ihre kurzfristig unterbrochenen Talfahrt wieder auf. Einmal mehr legt der Weltmarktführer unter den Zementherstellern einen schwächeren Zahlenkranz vor, als von Analysten erwartetet. Selbst der überraschend und dezidiert optimistische Ausblick reicht nicht aus, um das Ruder an der Börse herumzureissen.

Bis um 09.55 Uhr verlieren LafargeHolcim 3,2% auf 42,67 CHF und ist damit abgesehen von den mit Dividendenabschlag gehandelten UBS schwächster Blue Chip. Der Gesamtmarkt gemessen am SMI notiert 0,8% im Minus.

Der Start ins Jahr sei noch schwächer gewesen als eh schon erwartet, heisst es bei der Bank Vontobel. Obschon sich die durchschnittlichen Absatzpreise gegenüber dem Vorquartal verbessert hätten, seien die wenig ambitionierten Konsensschätzungen sowohl beim Umsatz als auch beim bereinigten EBITDA verfehlt worden. Auch im Vergleich mit seinen Wettbewerbern schneide LafargeHolcim schwach ab. Für den Experten steht fest: Der Konzern muss über die nächsten Quartale unter Beweis stellen, die in Aussicht gestellten Synergien erreichen zu können. Gleichzeitig seien Bereichsverkäufe notwendig, um die Bilanz zu stärken.

Der negative Margentrend habe im ersten Quartal Fahrt aufgenommen, während der Preisdruck angehalten habe, schreibt der Analyst von Davy. Die Zahlen hätten die Erwartungen aufgrund der Margenschwäche in Schlüsselmärkten nicht erreicht. Die Regionen Europa, Afrika/Naher Osten und Asien hätten allesamt enttäuscht. Der Margen-Rückgang mache die Herausforderrungen deutlich, vor denen LafargeHolcim angesichts des Zement-Überangebots stehe, so der Analyst. Auch wenn der Konzern bei seinen Plänen auf Kurs sei und alles in seiner Macht stehende unternehme: die externen Risiken würden bestehen bleiben.

Laut Bernstein hätten die Investoren ein schlechtes Quartal erwartet, jedoch nicht in diesem Ausmass. Angesichts der neuen optimistischen Guidance fragt sich der Analyst, ob das Management den Kopf weiter in den Sand stecke. Bei Baader Helvea rechnet man nach diesen Zahlen mit einer Senkung der Konsensschätzungen. Die Problemmärkte würden vorwiegend aus dem Lafarge-Erbe stammen. Damit zeige das Quartal, wie wertvernichtend die Fusion für frühere Holcim-Aktionäre gewesen sei.

Auch der Berufskollege von der Zürcher Kantonalbank kann seine Enttäuschung nicht verbergen. Auch wenn das Vorjahr eine anspruchsvolle Vergleichsbasis darstelle, sei das in der Regel volatile erste Quartal operativ schwach ausgefallen, lautet hier das Fazit. Auch im Vergleich zu den internationalen Konkurrenten, die mit ihren Ausweisen die Erwartungen übertreffen konnten, sei die Geschäftsentwicklung unbefriedigend.

Diesem Urteil schliesst sich auch die Deutsche Bank an, bleibt aber optimistischer. Der Analyst macht für die Aktien des Zementkonzerns jedoch aufgrund der Jahres-Guidance Aufwärtspotenzial aus. Ein erfolgreicher Verkauf der Aktivitäten in Indien, deren Wert auf rund 1 Mrd CHF geschätzt werde, sei zentral, um das Devestitionsziel von 3,5 Mrd im laufenden Jahr zu erreichen. Hier scheine es Fortschritte zu geben.

Kepler Cheuvreux hatte noch am Vortag die LafargeHolcim-Papiere auf "Buy" von zuvor "Hold" heraufgestuft. In Analystenkreisen wird diese rückblickend als äusserst mutig bezeichnet.

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