Zürich (awp) - Der Zementhersteller LafargeHolcim präsentiert am Mittwoch, 3. Mai, das Geschäftsergebnis zum ersten Quartal 2017. Insgesamt neun Analysten haben zum AWP-Konsens beigetragen.

Q1 2017
(in Mio CHF)            AWP-Konsens     Q1 2016

Umsatz                      5'533        6'026      
adjustierter EBITDA*          802          840       

*ohne Merger-, Restrukturierungs- und anderen Einmalkosten, inkl. JV's

FOKUS: Die Analysten rechnen aufgrund saisonaler Effekte mit einem eher verhaltenen Jahresauftakt für LafargeHolcim, jedoch mit einer Bestätigung der Guidance für das Geschäftsjahr. Die Devestitionen und Währungseffekte dürften zu einem Umsatzrückgang geführt haben, bereinigt sollte ein geringes organisches Wachstum resultieren. Ein günstigeres Marktumfeld in Europa und Nordamerika, höhere Zementpreise sowie Kostensenkungen und Synergien dürften beim erwarteten Anstieg des EBITDA eine Rolle spielen. Der Winter in den Ländern der nördlichen Hemisphäre drückt die Nachfrage saisonal. Positive Beiträge werden durch Nigeria erwartet, während in Indien, Indonesien, Malaysia oder Brasilien der Geschäftsgang schwieriger gewesen sein dürfte.

Im Fokus der Analysten stehen neben der Geschäftsentwicklung auch die Kostensenkungen und Synergien. Die Fortschritte bei den Devestitionen werden für den geplanten Schuldenabbau entscheidend sein.

Der unerwartete Rücktritt des CEO per Mitte Juli sei unglücklich, die Analysten rechnen jedoch nicht mit einem Strategiewechsel. Auch in Zukunft werde der Fokus auf Kostensenkungen, Synergien und Zurückhaltung bei den Investitionen liegen.

ZIELE: Für 2017 prognostiziert das Management ein Nachfragewachstum um 2 bis 4%. Der bereinigte betriebliche EBITDA soll auf vergleichbarer Basis ein Wachstum im zweistelligen Prozentbereich aufweisen und der wiederkehrende Gewinn um mehr als 20% zulegen. Bis Ende 2017 soll zudem der verbleibende Teil des Veräusserungsprogramms von insgesamt 5 Mrd CHF abgeschlossen werden.

PRO MEMORIA: Eine Woche vor der GV und der Zahlenvorlage kündigte LafargeHolcim überraschend den Rücktritt des Firmenchefs Eric Olsen an. Der Schritt steht im Zusammenhang mit der Affäre um das Lafarge-Zementwerk in Syrien in den Jahren 2011 bis zur Schliessung 2014. Olsen nannte als Grund für seinen Rückzug, dass er damit wieder Ruhe in das Unternehmen bringen wolle. Er gehörte in der Zeit der Ereignisse in Syrien als Vice President Operations dem Lafarge-Management an. Dabei geht es um die Frage, ob er von Schutzgeldzahlungen zur Aufrechterhaltung des Betriebs in syrischen Werk gewusst habe. Dabei soll Medienberichten zufolge auch Lösegeld für entführte Mitarbeiter gezahlt worden sein.

In seinem internen Untersuchungsbericht zu Syrien hält LafargeHolcim fest, dass das Lafarge-Management über die Vorgänge "gut unterrichtet" war. Olsen war nach Meinung des Verwaltungsrates jedoch weder für Fehlverhalten verantwortlich, noch habe man den Eindruck gehabt, dass er davon Kenntnis hatte.

Der Verwaltungsrat ist nun auf der Suche nach einem Nachfolger und VRP Beat Hess beaufsichtigt die Übergangsphase bis zur Ernennung eines neuen CEO, ab 15. Juli als Interim-CEO. Unterstützt wird er dabei von Roland Köhler, der den Posten des COO übernehmen soll.

Auch im Verwaltungsrat kommt es mit der GV zu Veränderungen. Der frühere Lafarge-VRP Bruno Lafont, zuletzt Co-Präsident des Verwaltungsrates, hat bereits vor einiger Zeit auf eine Wiederwahl verzichtet. Auch hier wird in den Medien über einen Zusammenhang mit der Syrien-Affäre spekuliert, auch wenn dieser Schritt laut Unternehmen aus persönliche Gründen erfolge.

Zudem stehen Philippe Dauman und Alexander Gut nicht für eine Wiederwahl zur Verfügung. Als neues Mitglied wird der frühere Chef des Industriekonzerns Alstom Patrick Kron zur Wahl gestellt. Damit verringert sich die Zahl der VR-Mitglieder auf 12 von 14.

Die Mitte 2015 vollzogene Fusion hat nun auch auf Ebene der Arbeitnehmervertreter seinen Niederschlag gefunden. Im März wurde der Betriebsrat für die über 20'000 Beschäftigten in der Schweiz und in der EU zusammengelegt.

Im Nachgang der Jahresergebnisse 2016 und aufgrund der Verzögerungen bei den Devestitionen hatten die Ratingagenturen ihre Bewertungen für LafargeHolcim neu angeschaut. Dabei hatte dann die CS (Rating Mid BBB) den Ausblick auf negativ von stabil gesenkt und auch Moody's (Baa2) hat einen negativen Ausblick. S&P bestätigte hingegen das Rating "BBB/A-2" und den Ausblick mit stabil.

AKTIENKURS: Die LafargeHolcim-Aktien haben in den vergangenen Monaten von den sich aufhellenden Konjunkturerwartungen profitiert und seit Jahresbeginn um rund 6% zugelegt. Aktuell notieren die Aktien zu 56,90 CHF, das Jahreshoch liegt bei 58,70 CHF.

Website: www.lafargeholcim.com

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