Paris (awp/afp) - Im Verfahren gegen die französische LafargeHolcim-Tochter in Frankreich wegen der Vorgänge rund um das Syrien-Werk hat sich eine Gruppe von Nebenklägern formiert: Jesidische Frauen, Opfer des IS in Syrien und dem Irak, wollen dem Ermittlungsverfahren als Zivilpartei beitreten.

Das gaben ihre Anwälte, Amal Clooney, Ben Emmerson QC und Rachel Lindon, am Freitag in einer Mitteilung bekannt. Die Anwälte wollen laut Communiqué sicherstellen, dass die überlebenden Jesidinnen umfassend in das Verfahren gegen Lafarge und seine Manager einbezogen werden.

Die Jesidinnen werfen Lafarge vor, durch die Schutzzahlungen an den IS diesen unterstützt und somit dessen Verbrechen ermöglicht zu haben. Die Jesiden sind eine kurdische Minderheit und gehören zu den am stärksten durch den IS verfolgten Gruppen.

Das Unternehmen hat eingeräumt, bewaffnete Gruppen bezahlt zu haben, um das syrische Zementwerk in Betrieb halten zu können. Daraufhin wurde im Juni in Frankreich ein formelles Ermittlungsverfahren gegen Lafarge eröffnet. Die Behörden untersuchen die Aktivitäten im Zementwerk Jalabiya in Syrien, betrieben durch Lafarge Cement Syria, im Zeitraum von 2011 bis 2014.

Die Vorwürfe beziehen sich auf die Tatbestände der Finanzierung terroristischer Aktivitäten, des Bruchs von Embargobestimmungen, der Gefährdung von Menschenleben und der Verbrechen gegen die Menschlichkeit.

Das Unternehmen hatte bereits verschiedentlich darauf hingewiesen, dass in Syrien bis zur Schliessung des Werks im September 2014 "unentschuldbare individuelle Fehler" begangen worden seien. Der Konzern stellt sich aber auf den Standpunkt, dass diese Fehler von einer kleinen Gruppe von Personen begangen wurden, die das Unternehmen bereits verlassen haben. Eine Verantwortung seitens Lafarge sei daher abzulehnen.

Die Jesidinnen hingegen pochen auf die Verantwortung des Unternehmens und seiner Manager: Deren Vergehen sollen vom Gericht anerkannt werden und ihre Opfer in angemessener Weise entschädigt werden, erklärten ihre Anwälte in der Mitteilung.

Dieser Fall sei der erste, bei dem sich ein multinationales Unternehmen wegen Komplizenschaft bei den durch den IS begangenen internationalen Verbrechen verantworten müsse, liess sich Clooney zitieren. Das sei eine Gelegenheit, zu demonstrieren, dass der IS und alle seine Gehilfen zur Verantwortung gezogen würden für ihre Verbrechen und dass ihre Opfer eine gerechte Entschädigung erhalten sollten.

tt/uh