Bern (awp) - Die Aktien von Kühne+Nagel sind mit kaum veränderten Kursen in die neue Handelswoche gestartet. Das Transportunternehmen aus Schindellegi blickt auf ein schwieriges erstes Quartal zurück. Nichtsdestotrotz übertrifft der Bruttogewinn die Analystenerwartungen, während sich EBIT und Reingewinn in etwa im Rahmen letzterer bewegen.

Um 09.30 Uhr gewinnen die Kühne+Nagel-Valoren um 0,1 Prozent auf 140,20 Franken hinzu. Damit hinken sie den meisten anderen Blue Chips aber hinterher. Der Gesamtmarkt (SMI) notiert nämlich um knapp 1,5 Prozent über dem Schlusstand vom Freitag.

Der eigentliche Lichtblick - so ist man sich in Expertenkreisen einig - ist der Bruttogewinn für die ersten drei Monate. Denn obschon der Bruttogewinn im Jahresvergleich um 5 Prozent rückläufig ist, überragt er selbst die optimistischsten Annahmen. Auf den Stufen EBIT und Reingewinn gelang dem Transportunternehmen mehr oder weniger eine Punktlandung auf den Konsensschätzungen.

Die von einigen Analysten befürchtete Ergebnisenttäuschung blieb aus. Einzig vom starken Gewinnrückgang im Seefrachtgeschäft zeigt man sich etwas irritiert. Im Kontraktlogistikgeschäft schneidet das Unternehmen hingegen besser als erwartet ab. Kühne+Nagel hält sich in dieser Coronakrise in etwa so gut, wie man sich dies halt habe erhoffen können, schreibt der Analyst von Bernstein dazu. Ähnlich klingt es bei Berenberg: "Noch nicht so schlimm wie befürchtet", heisst es in einem ersten Kommentar als Fazit zu den Quartalszahlen.

Wie der UBS-Analyst Sebastian Vogel ergänzt, beeinträchtigte die Pandemie das operative Geschäft bei Kühne+Nagel schon gegen Ende des ersten Quartals. Er sieht bei den diesjährigen Konsensschätzungen einen weiteren Korrekturbedarf.

Sein Berufskollege Christian Obst bei Baader-Helvea geht denn auch von einem sequenziell schwächeren zweiten Quartal aus. Dass das zweite Quartal für das Unternehmen tatsächlich "grimm" bleiben dürfte, bestätigte am Morgen auch Markus Blanka-Graff, der Finanzchef des Unternehmens gegenüber AWP.

Angesichts der starken Marktstellung sieht Obst das Transportunternehmen aber gestärkt aus der Krise hervorgehen. Denn der Markt biete Kühne+Nagel durchaus Wachstumsmöglichkeiten. Und die hohe Liquidität in der Bilanz lasse Raum für Übernahmen. Er bestätigt daher auch sein "Buy"-Rating für die Papiere des Konzerns aus Schindellegi.

Die Zürcher Kantonalbank weist darauf hin, dass das Unternehmen für 2020 aufgrund der hohen Unsicherheit keinen Ausblick gegeben hat. Die Prognose bis 2022 sei offiziell zwar noch in Kraft, die Grundannahme dafür (ein stabiles makroökonomisches Umfeld), scheine allerdings bereits jetzt nicht mehr erfüllt. Kühne+Nagel habe allerdings vergangene Krisen und Perioden mit schwächerer Konjunktur gut gemeistert. Er gehe daher davon aus, dass dies auch dieses Mal wieder gelinge.

Ähnlich klingt es auch bei der Bank Vontobel: Die Finanzkraft und Liquidität des Unternehmens sind solide und sollten es ihm ermöglichen, sich gut zu behaupten in dieser Krise, schreibt der zuständige Analyst. Er bestätigt sein "Hold"-Rating.

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